Berlin

Das Feiertags-Paradoxon bei der Tramlinie 61

Die Straßenbahnlinie 61 erfüllt zwei Aufgaben: Sie verstärkt die Linie 60 zum 10-Minuten-Takt und dient dem Ausflugsverkehr am Müggelsee. Die BVG fährt bei dieser Linie daher nicht das sonst übliche 20-Stunden-Programm, sondern nur 16 Stunden täglich, an Werktagen von etwa 4.30 bis 20.30 Uhr.

Tram 61
Straßenbahnlinie 61 von Adlershof nach Rahnsdorf. Mit Angebotsreduzierungen an Feiertagen spart die BVG Geld – und verärgert die Fahrgäste. Foto: Marc Heller

Am Wochenende wird das veränderte Verkehrsverhalten mit veränderten Betriebszeiten berücksichtigt. Die frühen Stunden bis etwa 8.30 Uhr werden sonnabends und sonntags eingespart und dafür freitags und sonnabends am Abend bis etwa 0.30 Uhr wieder angehangen. Somit bleibt die bestellte Leistung von täglich 16 Betriebsstunden erhalten, allerdings nur wenn es sich um normale Wochenenden handelt! An Wochenfeiertagen spart sich der Bereich Straßenbahn schon seit Jahren die Anpassung der Abend-Betriebszeiten an den abweichenden Kalender, so dass es auch zu Ostern 2012 wieder folgende Ausfälle gibt:

Gründonnerstag ist der letzte Arbeitstag der Woche. Aufgrund des folgenden Feiertages wird bei BVG und S-Bahn selbstverständlich wie sonst freitags verfahren und ein durchgehender Nachtverkehr angeboten. Nicht so auf der 61 – hier endet der Verkehr planmäßig gegen 20.30 Uhr.

Auch auf den Karfreitag, an dem – weil ein Feiertag – der Betrieb bei der 61 vier Stunden später beginnt, folgt ein Wochenendtag, der einen längeren Abendverkehr erfordert. Da die BVG aber an Feiertagen nach dem Sonntagsfahrplan fährt, endet der Verkehr Karfreitag abermals um 20.30 statt 0.30 Uhr, wie sonst an „normalen“ Freitagen.

Am Sonnabend haben die 61er-Fahrgäste Glück, er ist kein Feiertag und dank nachfolgendem Sonntag gibt es verlängerten Abendverkehr. Doch die Freude währt kurz, denn am Ostersonntag, auf den mit dem Ostermontag ebenfalls ein Feiertag folgt, wird wieder gespart.

An allen vier Ostertagen entfallen jeweils 4 Betriebsstunden am Morgen, aber nur an einem Tag, dem feiertagsfreien Sonnabend, werden diese Stunden abends wieder an die Fahrgäste zurückgegeben. So hat die BVG über Jahre allein zu Ostern jeweils 12 Stunden Fahrbetrieb gespart.

Dasselbe wiederholt sie regelmäßig zu Pfingsten und dann je nach Lage der Wochenfeiertage noch an mehreren anderen Terminen im Jahr, 2012 zum Beispiel vor dem 1. Mai, 3. Oktober und zu Weihnachten.

Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert Senat und BVG auf, diese paradoxe Situation endlich im Sinne der Fahrgäste zu lösen und den verlängerten Abendverkehr analog zum durchgehenden Nachtverkehr freitags, sonnabends und vor Feiertagen durchzuführen. (af), (ge)

IGEB Stadtverkehr

aus SIGNAL 1/2012 (März 2012), Seite 16

 

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