Verbesserungen und Einschränkungen
Verbesserungen und Verschlechterungen - Was bringt der Fahrplanwechsel vom 9. Dezember 2007 den Fahrgästen des Fernverkehrs in Berlin-Brandenburg?
15. Dez 2007
Für die Region Berlin/Brandenburg wurden mit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2007 lediglich einzelne Angebotsverbesserungen realisiert, vorrangig im ICE-Angebot. Zugleich gab es Verschlechterungen. Der Entfall der InterCity-Halte in Elsterwerda konnte zwar gerade noch abgewendet werden, nicht jedoch der Entfall der IC-Verbindung in der Relation Berlin—Dessau—Halle (Saale). Abgesehen von der neuen Direktverbindung Berlin—Kopenhagen fehlen dem Fernverkehrsangebot weiterhin wichtige Impulse, um mehr Nachfrage zu generieren bzw. Anreize zur stärkeren Bahn- statt Autonutzung zu schaffen. Die Verbesserungspotenziale werden auch im neuen Jahresfahrplan, gültig bis 13. Dezember 2008, nicht genutzt – vgl. hierzu die Zusammenstellung kurzfristig realisierbarer Verbesserungsvorschläge in SIGNAL 4/2007. Nachfolgend sind die wesentlichen zum Fahrplanwechsel vorgenommenen Änderungen im Fernverkehr zusammengestellt.
Zwischen Düsseldorf und Berlin halten wieder alle ICE-Züge in Düsseldorf Flughafen. Reduziert wurde jedoch die Anzahl der – allerdings wenig genutzten – Verbindungen zwischen Düsseldorf Hbf und Köln/Bonn Flughafen. Die seitens der IGEB bzw. des DBV vorgeschlagene ICE-Sprinter-Verbindung wurde leider nicht realisiert. Mit dieser Maßnahme hätten zumindest mit einem Zugpaar kürzere Fahrzeiten im Vergleich zum übrigen ICE-Angebot ermöglicht werden können.
In Kooperation mit der Dänischen Staatsbahn gibt es seit dem 9. Dezember nach jahrelanger Unterbrechung endlich wieder eine tägliche umsteigefreie Verbindung zwischen Berlin und Kopenhagen. Zum Einsatz kommen hier die dieselelektrischen, vierteiligen ICE-TD der Baureihe 605. Zwischen Berlin und Hamburg Hbf ist dieser Zug mit der Zugeinheit Berlin—Flensburg—Aarhus vereinigt. Folgenden Fahrplan hat das Zugpaar der Relation Berlin—Kopenhagen:
Kopenhagen ab 7.54 Uhr (ICE 38)
Hamburg Hbf ab 12.39 Uhr
Berlin Ostbahnhof an 14.47 Uhr
Berlin Ostbahnhof ab 15.11 Uhr (ICE 37)
Hamburg Hbf ab 17.28 Uhr
Kopenhagen an 22.04 Uhr
Ab 6. Januar:
Kopenhagen ab 7.42 Uhr
und
Kopenhagen an 22.11 Uhr
Zwischen Berlin und Aarhus hat sich mit dem ICE-Einsatz eine erfreuliche Fahrzeitverkürzung um fast 45 Minuten auf 6:45 Stunden ergeben. Insgesamt kommen zwischen Dänemark und Deutschland 10 der insgesamt 19 vorhandenen ICE-TD zum Einsatz. In der Relation Hamburg—Kopenhagen wird bis März 2008 die Hälfte des EC-Angebots auf ICE-Verbindungen umgestellt. Fahrgäste der 1. Klasse erhalten dann in diesen Zügen bei grenzüberschreitenden Reisen einen kostenlosen Snack und Getränke. Zusätzlich sind in der 1. Klasse Tageszeitungen im Fahrpreis enthalten. Dreisprachige Zugbegleiter betreuen die Kunden auf Deutsch, Dänisch und Englisch. Mit einem „Dänemark-Spezial“ für 29 Euro ab Hamburg wird das neue Angebot zudem auch tariflich attraktiv gestaltet.
Mit dem ICE-Verkehr erwartet die Deutsche Bahn bis 2015 zwischen Hamburg und Kopenhagen einen Anstieg der Reisendenzahl um rund 30 % auf dann 330.000 Fahrgäste jährlich.
Da die Fahrzeiten der ICE-Verbindungen zwischen Berlin Hbf und Hamburg Hbf mit überwiegend 1:33 Stunden bzw. 1:36 Stunden bislang äußerst knapp bemessen waren, wurden die Fahrzeiten für den laufenden Fahrplanabschnitt nunmehr um 3 Minuten gestreckt. Dies ist zu begrüßen, da den Bahnkunden die zuverlässige Fahrplaneinhaltung mehr nutzt als Fahrzeiten, die sich gut verkaufen lassen, aber in der Regel nicht erreicht werden.
Als Reaktion auf die Nachfrage stehen den Fahrgästen durch den Einsatz von ICE 1- Zügen im Abschnitt Berlin—Hamburg alle zwei Stunden mehr Plätze in der 1. Klasse im Vergleich zu den ICE-T zur Verfügung. Die umsteigefreie Verbindung Hamburg—Berlin— Leipzig—München wird ebenfalls alle zwei Stunden mit den ICE-T angeboten; in den Zwischenlagen ist dafür in Berlin Hbf ein – allerdings bahnsteiggleiches – Umsteigen erforderlich.
Das bislang sonnabends zwischen Berlin und Mittenwald verkehrende IC-Zugpaar wurde durch eine ICE-Verbindung ersetzt, wobei jedoch eine Verkürzung des Laufwegs vorgenommen wurde. Zielort ist nunmehr Garmisch-Partenkirchen. Die Fahrzeit konnte um knapp eine Stunde (Gegenrichtung 41 Minuten) reduziert werden. Vorteilhaft für eine touristische Verbindung ist auch die spätere Fahrplanlage mit der Abfahrt erst um 8.58 Uhr in Berlin Hbf.
Mit EC 370/371 wird nunmehr eine Direktverbindung von Wien (nur EC 370), Prag, Dresden und Berlin nach Stralsund angeboten, die von Mitte Juni bis Mitte September 2008 täglich und außerhalb dieses Zeitraums an ausgewählten Tagen zusätzlich ab/bis Ostseebad Binz verlängert wird. Der veränderte Laufweg resultiert aus der Einrichtung der ICE-Verbindung Berlin—Kopenhagen/ Aarhus; an diesen Zug besteht in Berlin Hbf Anschluss. Im Abschnitt Berlin—Stralsund sind durch die geänderte Linienführung von EC 370/371 die IC-Züge 2454 und 2457 entfallen.
Erfreulich ist die Umsetzung des Vorschlags der Fahrgastverbände bezüglich eines Halts auch von IC 2072/2074 (Dresden Hbf—Westerland/Sylt) in Büchen. Dieser Halt (Ankunft 9.59 Uhr) wurde nunmehr realisiert.
Entgegen ersten Planungen seitens der DB Fernverkehr ist es – nicht zuletzt angesichts erheblicher Proteste – doch gelungen, den Fernverkehrshalt in Elsterwerda im bisherigen Umfang zu erhalten. Insgesamt halten hier vier InterCity-/EuroCity- Zugpaare.
Entfallen ist dagegen das einzelne ICEZugpaar der Relation Berlin—Halle (Saale)— Frankfurt am Main; zumindest zwischen Berlin und Eisenach besteht aber Ersatz durch die IC-Linie 51.
Wegen des Ausbaus der Strecke Lübbenau— Cottbus für 160 km/h bzw. der damit einhergehenden Streckensperrung wird das IC-Zugpaar 2131/2132 Cottbus—Berlin— Norddeich Mole/ Emden Außenhafen analog der Linie RE 2 ab 15. Juni 2008 umgeleitet und verkehrt über Calau ab/bis Cottbus. Die Verkehrshalte Lübben und Lübbenau werden in dieser Zeit weiterhin bedient.
Unbefriedigend: Der Laufweg von IC 2131 beginnt nunmehr nicht mehr in Norddeich Mole, sondern in Emden Außenhafen; nur IC 2132 endet auch weiterhin in Norddeich Mole.
Ab März 2008 wird die Strecke im Abschnitt Rathenow—Großwudicke (Stammstrecke der Lehrter Bahn) für die Erneuerung der Havelbrücke gesperrt. Als Ersatz für die Einschränkungen bei der Regionalbahn wird einerseits ein Schienenersatzverkehr im gesperrten Abschnitt angeboten, andererseits halten die InterCity-Züge der Linie Schiphol—Berlin bereits seit dem Fahrplanwechsel wieder in Rathenow. Hier muss die Chance genutzt werden, diesen Halt auch dauerhaft zu erhalten.
Die Sperrung der Stammstrecke im Abschnitt Rathenow—Großwudicke wird voraussichtlich bis zum 5. Dezember 2009 dauern.
Aufgrund der geplanten Streckensperrung zwischen Lübbenau und Cottbus werden EC 240/241 ab dem 15. Juni 2008 umgeleitet und ohne Halt über die Dresdener Bahn nach Berlin Hbf verkehren. EC 240 Richtung Hamburg hält dann zusätzlich in Finsterwalde.
Zwischen Berlin und Poznań verkehrt freitags und sonntags zusätzlich ein viertes Zugpaar, in der Gegenrichtung montags und sonnabends.
Der von der Vogtlandbahn GmbH betriebene Vogtlandexpress verkehrt seit 9. Dezember zwischen Berlin Zoologischer Garten und Plauen und damit nicht mehr von/nach Hof Hbf. Begründet wurde dieser Schritt mit veränderten Fahrplanlagen des Regionalverkehrsangebots der DB AG. Die bislan schon sehr frühe Abfahrtszeit in Hof Hbf hätte dadurch noch weiter vorverlegt werden müssen.
Ab Dezember 2008 plant der private Anbieter jedoch deutliche Verbesserungen. Angestrebt wird die Verlängerung einzelner ALEX-Züge („Arriva-Länderbahn-Express“), die seit dem Fahrplanwechsel u. a. auf der Strecke Hof—Regensburg—München verkehren, ab/bis Berlin.
Alle Nachtzüge der Deutschen Bahn verkehren nunmehr unter der Marke City Night Line (CNL). Neben einem weiß-roten Zugdesign wird bei Komfort, Qualität und Service ein einheitlicher Standard geboten. Während das internationale Angebot mit 29 Verbindungen in neun europäische Länder ausgebaut wurde, gab es im Binnenverkehr Einschränkungen.
Positiv: Das Zugpaar CNL 1200/1201 Berlin- Lichtenberg—München Ost hat nunmehr den vom DBV Berlin-Brandenburg vorgeschlagenen Halt in Potsdam Hbf erhalten.
Neu ist auch die direkte Nachtzugverbindung zwischen Berlin und Amsterdam mit EN 346/CNL 378 bzw. EN 347/CNL 379 (Warschau/ Prag—Amsterdam).
IGEB Fernverkehr
aus SIGNAL 6/2007 (Dezember 2007/Januar 2008), Seite 8-9