Brandenburg:
15. Jun 2007
Im vergangenen Jahr wurde auf zahlreichen Strecken des Landes Brandenburg der Regionalbahnverkehr abbestellt oder erheblich reduziert. Hiervon betroffen waren auch die von der Prignitzer Eisenbahn (PEG) betriebenen Strecken im Raum Pritzwalk. Die Strecke nach Putlitz verlor den Personenverkehr in Gänze. Die Bahnverbindung nach Meyenburg konnte nur mit großer Mühe und mit reduziertem Angebot erhalten werden. Und nach Neustadt (Dosse) verkehren die Züge von Pritzwalk aus nur noch alle zwei Stunden. Diese Abbestellungen sind umso bedauerlicher, als sich gerade der Landkreis Prignitz in den letzten Jahren sehr um den Erhalt der regionalen Bahnstrecken bemüht und die PEG als Betreiberin dieser Linien stets unterstützt hat.
Vor dem Hintergrund des in Ausarbeitung befindlichen Nahverkehrsplans für das Land Brandenburg suchten IGEB und Bahnkunden- Verband am 19. April 2007 das Gespräch mit dem Landkreis Prignitz.
Frau Edelgard Schimko, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft, Bau und Kataster, Herr Andreas Much, Leiter des Sachbereichs Abfallwirtschaft/ÖPNV sowie Frau Annett Dehmel, Bearbeiterin in diesem Sachbereich, erläuterten bei dem Treffen die aktuellen Pläne bzw. Vorhaben. Bei dem Gespräch ging es insbesondere um die Zukunft der Strecke nach Putlitz. Inzwischen engagiert sich der Putlitz-Pritzwalker Eisenbahnförderverein e. V. (PPEFV) um den Erhalt der Bahnanlagen. In Kooperation mit der PEG und mit Unterstützung des Landkreises soll ein Konzept erarbeitet werden, das dieser Strecke eine realistische Zukunft sichert und für den Landkreis als Aufgabenträger finanzierbar ist.
Für die Meyenburger Strecke sind auch in diesem Sommer Saisonverkehre über Meyenburg hinaus bis Plau am See angekündigt, die von der PEG eigenwirtschaftlich angeboten werden. Der Landkreis Prignitz hat Interesse an einer Reaktivierung der Strecke im regulären Personenverkehr, was aber leider im benachbarten Landkreis Parchim zumindest bisher nicht auf Gegenliebe stieß.
Einen weiteren Aufschwung im Schienen- Güterverkehr hingegen erwartet der Landkreis Prignitz in Falkenhagen (Prignitz), wo ein Gewerbegebiet besteht. Die Güterzüge verkehren bereits jetzt nicht nur über Pritzwalk, sondern auch über Karow dorthin. Somit wird also die Schieneninfrastruktur von Meyenburg auch Richtung Norden weiterhin benötigt. Zudem ist es angesichts der touristischen Bedeutung der Region wichtig, die gesamte Strecke Richtung Güstrow wieder für den regulären Personenverkehr zu öffnen!
Eher am Rande wurde über die Bahnstrecke Pritzwalk—Neustadt (Dosse) gesprochen. Die Strecke liegt nur zu einem kleinen Teil im Landkreis Prignitz, so dass der Kreis hier kaum Einflussmöglichkeiten sieht. Nach wie vor aber gelangt man von Pritzwalk aus am schnellsten via Kyritz nach Berlin – inzwischen mit verbesserten Anschlüssen in Neustadt –, so dass IGEB und Bahnkunden- Verband die Ausdünnung des Zugangebots bedauern.
Landkreis Prignitz, IGEB und Bahnkunden- Verband sind sich einig, dass der RE 6 mit seiner derzeitigen Streckenführung von Hennigsdorf über den Berliner Außenring nach Spandau nicht optimal ist. Auf gemeinsames Unverständnis stieß die nach wie vor ablehnende Haltung des Landes Berlins, was die direkte Durchbindung über die Kremmener Bahn von Hennigsdorf nach Berlin-Gesundbrunnen angeht. Die über 31 Kilometer lange Umwegfahrt von Hennigsdorf nach Spandau ist für die Fahrgäste des RE 6 ein schlechtes Angebot. Obendrein müssen sie dort für die Weiterfahrt in die Berliner Innenstadt nochmals umsteigen.
Die „Kleinste“ im Kreise soll (ebenfalls) wachsen: Für die fernere Zukunft ist vorgesehen, die zwischen Mesendorf und Vettin schrittweise wieder aufgebaute Schmalspurbahn bis Pritzwalk zu verlängern – wohin die Bahn bis 1969 noch fuhr. Zahlreiche technische und rechtliche Fragen sowie natürlich auch die knappen Finanzmittel verhindern eine kurzfristige Realisierung. Am anderen jetzigen Ende der Schmalspurbahn war jedoch bereits am 12. Mai 2007 eine Wiedereröffnung zu feiern: Nach dem Wiederaufbau fuhr der erste Zug von Vettin bis Lindenberg!
Bei dem Gespräch im April ging es auch um die Hamburger Bahn (Berlin—Wittenberge—Hamburg). Beklagt wurden von Seiten des Landkreises Prignitz die unzureichenden Verbindungen von Wittenberge Richtung Hamburg, ein fehlender direkter Zugang vom Bahnhof Wittenberge zum Ausbesserungswerk der DB AG (wo viele Menschen arbeiten!) sowie das Erscheinungsbild der Bahnhofsgebäude entlang dieser Hauptbahn. Doch gibt es auch erfreuliche Entwicklungen zu verzeichnen: So hat die in Bahnhofsnähe befindliche Salztherme in Bad Wilsnack zu einer Steigerung der Reisendenzahlen auf der Hamburger Bahn geführt.
Insgesamt zeigt der Landkreis ein überaus reges Interesse am Erhalt und an der Weiterentwicklung des Bahnnetzes. IGEB und Bahnkunden-Verband freuen sich auf eine weitere Zusammenarbeit und hoffen, dass sich die ambitionierten Vorhaben auch realisieren lassen und wollen gerne durch ihre Möglichkeiten dies unterstützen. Wie wichtig, insbesondere für den Tourismus, eine gute Anbindung und Vernetzung von Bahn und Bus ist, hat man im Landkreis Prignitz seit vielen Jahren erkannt. (hjb)
Berlin-Brandenburgischer Bahnkunden-Verband und IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
aus SIGNAL 3/2007 (Juni/Juli 2007), Seite 20