Freiwilliges Angebot:
Die Niederbarnimer Eisenbahn befährt eine drei Kilometer lange Strecke ohne Bestellung und ohne Zuschüsse vom Land Brandenburg...
15. Jun 2007
Zwischen Wensickendorf und Zehlendorf (Oberhavel) fuhr am 16. April 2007 erstmals wieder ein Zug. Die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) hatte die drei Kilometer lange Strecke ohne Bestellung und ohne Zuschüsse vom Land Brandenburg reaktiviert. Das Land hatte den Schienenpersonennahverkehr auf dem Abschnitt Wensickendorf— Zehlendorf—Liebenwalde in der Schorfheide Ende 1997 abbestellt.
Es ist ausdrücklich zu begrüßen, dass sich die NEB dazu entschlossen hat, den umgekehrten Weg zu gehen und nunmehr acht Zugpaare anbietet, die von montags bis freitags jeweils morgens und abends verkehren, insgesamt also sechzehn Züge pro Werktag. Das Angebot ist zunächst bis zum 13. Juli befristet. Die NEB will Ende Juni über den Weiterbetrieb entscheiden. Am Wochenende verkehren die Züge wie bisher auf dem anderen Ast zum Bauernmarkt in Schmachtenhagen.
Hintergrund der Reaktivierung ist nach Aussage der NEB die Stärkung des ganzen Astes von Basdorf nach Wensickendorf. Hier könnte sich die NEB noch mehr Fahrgäste vorstellen. Immerhin stand die Strecke vor etwa einem Jahr auf der Streichliste des Landes, konnte jedoch durch das Engagement aller Beteiligten vor der Stilllegung bewahrt werden.
Sollte sich die NEB für den langfristigen Weiterbetrieb nach Zehlendorf entscheiden, steht die Abstimmung mit dem Busbetrieb an oberster Stelle. Es wäre sinnvoll, die Buslinie Liebenwalde—Oranienburg durch einen kurzen Abstecher an den Bahnhof Zehlendorf heranzuführen und die Fahrzeiten abzustimmen. Eine neue Wendeschleife für den Bus existiert am Zehlendorfer Bahnhof schon. Durch diese relativ einfache Lösung würde es endlich wieder eine attraktive Verbindung von Liebenwalde nach Basdorf und in den Berliner Nordosten geben. Wichtig wäre auch eine Rückfahrtmöglichkeit von Karow oder Basdorf nach Zehlendorf (Bahn oder Bus) am frühen Nachmittag, um ggf. Schülerverkehr durchführen zu können. Darüber hinaus ließe sich die Nachfrage in Zehlendorf durch Verlängerung der NEB-Züge über Karow Richtung Lichtenberg oder über die Stettiner Bahn nach Berlin-Gesundbrunnen erheblich steigern.
Ungeachtet dessen würde sich die historische Heidekrautbahn-Strecke über Wilhelmsruh und Schönholz nach Gesundbrunnen zur Reaktivierung anbieten, insbesondere um das Märkische Viertel mit den Naherholungsgebieten der Schorfheide zu verbinden. Letzteres ist freilich Zukunftsmusik, immerhin gab es vor einigen Jahren dafür schon ein Planfeststellungsverfahren. Dieses wurde aber nicht weiter verfolgt, da das Land Berlin nicht bereit ist, zusätzlichen Regionalverkehr zu bestellen.
Doch erst einmal gilt es, der NEB für ihr großes Engagement bei der Streckenreaktivierung nach Zehlendorf (Oberhavel) zu danken! (hjb)
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
aus SIGNAL 3/2007 (Juni/Juli 2007), Seite 22