BVG-Straßenbahnfahrgäste vergessen
Immer am letzten Sonntag im September gibt es den Marathonlauf durch die Berliner Innenstadt, und am Tag davor sind die Skater unterwegs. Das führt natürlich stets zu Sperrungen und Einschränkungen bei vielen Bus- und Straßenbahnlinien. Die Berliner Fahrgäste sind entsprechend vorgewarnt und versuchen, vor allem über das Internet eine noch fahrbare Route zu finden.
15. Okt 2007
So war es auch 2007. Schnell war im Internetauftritt der BVG die Sonderinformation „Viel los zum 34. real,- Berlin-Marathon“ gefunden. Detailliert waren dort für die einzelnen Buslinien die Linienänderungen oder -verkürzungen aufgelistet. Zur U-Bahn hieß es: „Auf den U-Bahn-Linien U2, U6 und U7 wird der U-Bahnverkehr in der Zeit zwischen 7 und 15 Uhr erhöht. Bei den restlichen Linien werden je nach Bedarf die Züge verstärkt fahren.“ Alles klar. Die Straßenbahn schien also nicht betroffen zu sein.
Wer die Läufer- und Skaterrouten nicht kannte, fühlte sich nun sicher. Tatsächlich gab es jedoch auch bei der Straßenbahn am Sonnabend von ca. 14.30 bis 19 Uhr und am Sonntag ab ca. 8.30 Uhr erhebliche Einschränkungen. Der gesamte Straßenbahnverkehr im Bereich Mollknoten, Alexanderplatz, Hackescher Markt und Kupfergraben wurde eingestellt. Auch in der Rubrik „Verkehrsmeldungen“ lieferte BVG.de keine Informationen über diese Einschränkungen.
Selbst entlang der Strecken waren die Informationen vollkommen ungenügend. An den nicht bedienten Haltestellen war am 29. September auf den Daisy-Anzeigen lediglich der Hinweis zu lesen, dass der Straßenbahnverkehr aufgrund des Marathons eingestellt sei. Die meisten verstanden darunter jedoch den Marathonlauf, der erst am 30. September stattfand. Weitere Hilfe war leider nicht zu finden. So standen am Sonnabend Touristen und auch einige Berliner an den „stillgelegten“ Haltestellen und warteten vergeblich.
Die betroffenen Linien wurden weiträumig umgeleitet. So fuhr die M 4 von der Greifswalder Straße ab Danziger Straße zum S-Bahnhof Warschauer Straße. Aber auch den jetzt an der Ausweichstrecke zusätzlich angefahrenen Haltestellen war kaum eine Information erhältlich. Die Daisy-Anzeigen an der Linie M 10 waren nicht umprogrammiert worden, die zusätzlich hier verkehrenden Straßenbahnen der M 4 wurden nicht angezeigt. Und so stiegen manche ortsunkundigen Fahrgäste in die falsche Linie in Richtung Am Steinberg.
Da hatte es die U-Bahn leichter. Sie verdichtete den Takt wie angekündigt. Das Versprechen, „je nach Bedarf“ die Züge zu verstärken, wurde allerdings zumindest auf der U 8 nicht eingelöst. Hier waren am Sonntag nur die kurzen – zu kurzen – Vier-Wagen- Züge im Einsatz.
Doch sehr viel gravierender waren die Mängel bei der Information der Straßenbahnfahrgäste. Das jährliche Marathonwochenende ist langfristig geplant und umfassend abgestimmt worden. Warum war es der BVG da nicht möglich, die Straßenbahnfahrgäste im Internet und an den Haltestellen angemessen zu informieren?
IGEB Fahrgastbelange
aus SIGNAL 5/2007 (Oktober/November 2007), Seite 13