Informationsdefizit
15. Okt 2007
Wenn Zugverbindungen gestrichen oder Bahnlinien dauerhaft auf Schienenersatzverkehr umgestellt werden, protestieren die betroffenen Kommunen (überwiegend) lautstark. Dabei wird häufig übersehen, dass die Kommunen selbst auch eine gewisse Mitverantwortung tragen, ob Bahnen und Busse genutzt werden. Ein Paradebeispiel bietet die Stadt Brandenburg an der Havel. Das Desinteresse der Stadtpolitik an der Bahn spiegelt sich in den Kartendarstellungen wider: Bahnen und Busse sucht man dort vergeblich (siehe Abbildung). Die wichtige RE 1-Verbindung von und nach Berlin bzw. Magdeburg wird ebenso unterschlagen wie die Möglichkeit, mit der RB 51 nach Rathenow zu fahren.
Ein anderes Beispiel ist Großräschen in der Niederlausitz. Die brandenburgische Stadt ist immerhin Sitz der Internationalen Bauausstellung Fürst-Pückler-Land 2000 bis 2010 und hat mit der RB 14 eine stündliche Direktverbindung nach Berlin. Doch am Bahnhof sucht man vergeblich Hinweise auf den Weg in die Stadt und von der Stadt kommend findet man nicht den Weg zum Bahnhof.
Auch die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten unterschlagen allzu oft Bahn- und Busverbindungen. Beim Rundfunk Berlin- Brandenburg (RBB) gibt es insbesondere zum Wochenende mehrere Sendungen, die Veranstaltungshinweise geben. In der Regel werden Bahn- und Buslinien gar nicht, unvollständig oder fehlerhaft angegeben. Zwei Beispiele:
Der Berlin-Brandenburgische Bahnkunden- Verband hat die zuständigen Redaktionen des RBB bereits mehrmals angeschrieben und auf die Fehler aufmerksam gemacht. Geantwortet hat bisher niemand. Auch der Hinweis, dass der Verkehrsverbund Berlin- Brandenburg VBB die entsprechenden Daten sicherlich zur Verfügung stellen würde, hat bisher nicht geholfen. Und die Stadt Brandenburg an der Havel hat ebenfalls noch nicht reagiert.
Berlin-Brandenburgischer Bahnkunden-Verband
aus SIGNAL 5/2007 (Oktober/November 2007), Seite 16