International

Deutscher Bahnkunden-Verband berät Kosovo Railways

Kosovo Railways holt sich professionelle deutsche Hilfe - vom DBV!


DBV Bundesverband

22. Okt 2008

Entwicklungspotenzial. Der Bahnhof der auf der Grenze zum Nordkosovo liegenden Stadt Kosovska Mitrovica.
Das DBV/DRE-Team bei Kosovo Railways. Von links: Georg Radke (Geschäftsführer DRE), Wolfgang Klapdor (DBV-Vize-Präsident), Xhevat Ramosaj (Managing Director Kosovo Railways), Joachim Bergerhoff (UN-Habitat Kosovo), Besim Asllani (Comercial Director Kosovo Railways). Foto: Jochen Reitstätter

Auf Wunsch der UNO-Organisation UN-Habitat im Kosovo nahm eine Delegation des Deutschen Bahnkunden-Verbands (DBV) unter Leitung des Vizepräsidenten Wolfgang Klapdor im September an einem Symposium zur Erörterung von Entwicklungsmöglichkeiten für die Eisenbahn im einst zu Jugoslawien gehörenden Kosovo teil. Dabei diskutierten DBV und DRE, vertreten durch Geschäftsführer Georg Radke und Marketingchef Jochen Reitstätter, mit Vertretern des dortigen Verkehrsministeriums, der Universität, UN-Habitat und weiteren Institutionen über Verkehrssysteme, insbesondere die Eisenbahn und deren Auswirkungen auf die regionale Entwicklung des Balkanstaates.

Mit rund 400 Kilometern Schieneninfrastruktur verfügt der Kosovo über zentrale Eisenbahnlinien in die Fläche sowie eine Hauptachse vom Süden aus Richtung der mazedonischen Hauptstadt Skopje über die Kosovo-Hauptstadt Pristina in den von Kosovo-Serben verwalteten Nordkosovo und weiter nach Serbien. Die größte Schwierigkeit für die Entwicklung des Bahnverkehrs ist der teilweise schlechte Zustand des Netzes, welches nach Ende des Kosovo-Krieges 1999 erst einmal von Minen geräumt werden musste. Außerdem musste das staatseigene Eisenbahnunternehmen Kosovo Railways beim Fuhrpark bei Null anfangen, weil der Fahrzeugbestand 1995 komplett nach Serbien überführt worden war.

Die Kosovo Railways verfügen jedoch trotz dieser schwierigen Anfangsbedingungen über große Entwicklungsmöglichkeiten, denn nach Ertüchtigung der Strecken verfügt das Land über ein flächendeckendes Eisenbahnnetz mit relativ vielen noch bestehenden Anschlussgleisen zu Industriebetrieben. Die Unternehmen sind auch gewillt, die Eisenbahn in ihre Logistikkonzepte einzubinden. Voraussetzung ist jedoch häufig, dass sie selbst erst einmal investieren können, um eine wirtschaftliche Produktion

ANZEIGE

aufzulegen.

Zusätzlich besteht für den Kosovo immer noch das Problem der faktischen Teilung. Im Nordkosovo liegt die Verwaltung in der Hand der Kosovo-Serben, die die Unabhängigkeitserklärung der Republik Kosovo nicht akzeptieren und unter starkem Einfluss Serbiens stehen. Eines jedoch ist bereits gegeben: ein verlässliches Sicherheitssystem aus kosovarischen Sicherheitskräften und KFOR-Militäreinheiten – eine wichtige und nicht selbstverständliche Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung.

Wichtig ist auch die Akzeptanz der Eisenbahn bei der Regierung in Pristina. Dennoch wurden 2007 nur 2,5 Millionen Euro in die Bahn im Vergleich zu 150 Millionen Euro für die Straße investiert. Doch es besteht die Hoffnung, über UN-Habitat an Fördertöpfe der Europäischen Union zu gelangen, um die Finanzausstattung konkreter Projekte zu verbessern.

Beim Gespräch mit der Geschäftsführung der Kosovo Railways zeigte sich, dass die Erfahrungen von DBV und DRE bei der Entwicklung von Eisenbahnstrecken und -verkehr vielfältige Möglichkeiten der Zusammenarbeit eröffnen. Deshalb wurde vereinbart, ein konkretes Angebot für die technische Überprüfung von insgesamt 275 Kilometern Streckennetz im Kosovo zu unterbreiten und weitere Gespräche zu führen.

DBV Bundesverband

aus SIGNAL 5/2008 (November 2008), Seite 23