Schienenverkehrswochen 2008

Pünktlichkeit und viele Fahrräder - Bericht vom Fahrgastsprechtag Regionalverkehr


Jens Fleischmann

22. Okt 2008

Übergabe des ersten von drei neuen Triebwagen des Typs RegioShuttle RS 1 vom Hersteller Stadler Pankow GmbH an die ODEG für das künftige Teilnetz Spree-Neiße. Die Wartung aller Triebwagen im Teilnetz Spree-Neiße erfolgt künftig im ehemaligen Bahnbetriebswerk Görlitz, das die DB AG an die ODEG verkauft hat. Foto: ODEG (Oktober 2008)

Beim Sprechtag für Fahrgäste des Regionalverkehrs in Berlin und Brandenburg ging es um den Regionalverkehr auf der Schiene in Berlin und Brandenburg. Auf Einladung des Berliner Fahrgastverbands IGEB kamen im Rahmen der 25. Schienenverkehrs-Wochen am 22. September Renado Kropp und Holger Prestin (DB Regio), Eva Troschke (Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft ODEG), Detlef Bröcker (Niederbarnimer Eisenbahn NEB) sowie erstmals Uwe Bögge (DB Station & Service) auf die Dachterrasse des Schimmelpfenghauses neben der Gedächtniskirche und stellten sich den Fragen der Fahrgäste. Es moderierte Christfried Tschepe (IGEB). Hier ein Überblick über die angesprochenen Themen.

Pünktlichkeit

Die Pünktlichkeit ist ein wichtiger Faktor für zufriedene Kunden und zufriedene Besteller, weshalb sie bei den Eisenbahnunternehmen auch einen hohen Stellenwert hat. Den größten Einfluss darauf haben

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Bauarbeiten, Infrastrukturmängel, überfüllte Züge und fahrzeugbedingte Störungen. Dies hat sich aufgrund der Netzgröße vor allem bei der DB Regio bemerkbar gemacht, die aktuell bei einem Wert von 89,1 Prozent liegt. Der bisherige Jahresschnitt liegt bei 91,3 Prozent und damit knapp unter dem Ziel von 91,8 Prozent. Eine bessere Abstimmung mit DB Netz ist hier wünschenswert. Auffällig ist die besonders große Unterschreitung der Zielmarke im Sommer, bedingt durch Hitzeprobleme und den großen Andrang im Ostseeverkehr. Für solche Spitzenlasten an mehreren Sommerwochenenden gibt es nicht ausreichend Fahrzeuge, denn es sei für die Unternehmen wirtschaftlich nicht darstellbar, Reserven für wenige Spitzentage im Jahr vorzuhalten.

Die NEB weist auf ihrer Hauslinie NE 27 (Heidekrautbahn) eine sehr gute Pünktlichkeit von 99 Prozent auf. Die Linie NE 26 (Ostbahn) liegt bei 96 Prozent. Hier wurde der Wert durch zusätzliche Züge gedrückt, die im Zusammenhang mit dem Neubau der Oderbrücke bei Frankfurt/Oder über die Strecke der NE 26 umgeleitet wurden.

Die nahezu unabhängig von äußeren Einflüssen betriebenen ODEG-Linien OE 25, OE 35 und OE 63 liegen um die 99 Prozent. Die Linien OE 36 und OE 60 liegen hingegen mit etwa 92 Prozent unter dem von der ODEG angestrebten Ziel von 95 Prozent. Hier haben sich vor allem die Bauarbeiten entlang der Strecken ausgewirkt.

Fahrplanwechsel 14. Dezember 2008

Bauarbeiten und Einschränkungen 2009

Auch 2009 werden zahlreiche Baumaßnahmen durchgeführt. Einen Schwerpunkt bilden dabei die Hamburger Bahn, auf der sogenannte Bröselschwellen ausgetauscht werden müssen, und die Ertüchtigung der Dresdener Bahn. Auf dieser wird zwischen Wünsdorf und Baruth nur ein Gleis zur Verfügung stehen. Weitergeführt werden die Bauarbeiten auf der Frankfurter Bahn (zwischen Berlin-Köpenick und Erkner, inklusive Bahnhof Erkner) und im Bereich Ostkreuz- Rummelsburg.

Darüber hinaus gibt es weitere eingleisige Führungen zwischen Löwenberg und Nassenheide (September bis Dezember, Linie RE 5), Wilmersdorf und Prenzlau sowie Jatznick und Ducherow (jeweils September und Oktober, Linie RE 3). Die Arbeiten an dem elektronischen Stellwerk (ESTW) Müncheberg führen zeitweise zu Einschränkungen zwischen Rehfelde und Strausberg (Linie NE 26).

Hamburger Bahn

Für die Auswechslung der maroden Schwellen erfolgen vom 1. März bis 13. Juni 2009 umfangreiche Einschränkungen. Zwischen Nauen und Wittenberge erfolgt eine Komplettsperrung und zwischen Wittenberge und Hamburg gibt es nur einen eingleisigen Betrieb. ICE/IC werden über Stendal/Uelzen umgeleitet. Die Regionalexpresslinie RE 4 verkehrt nur zwischen Nauen und Ludwigsfelde bzw. Jüterbog. Zwischen Wittenberge und Nauen besteht Schienenersatzverkehr. Um auch für den Regionalverkehr weiterhin eine Direktverbindung nach Wittenberge und weiter über Schwerin nach Wismar anbieten zu können, wird die Regionalexpresslinie RE 2 während der Sperrzeit alle zwei Stunden von Rathenow über Stendal, Wittenberge nach Wismar verlängert.

Berliner Stadtbahn

Auf der Stadtbahn werden von September bis November 2009 punktuell der Oberbau ertüchtigt und Stellwerksanpassungen durchgeführt. Dabei wird es im genannten Zeitraum an zwei Tagen zu einer Vollsperrung der Stadtbahn und anschließender Strecken kommen.

Überfüllte Züge und viele Fahrräder

In den Sommermonaten kommt es regelmäßig zu überfüllten Fahrzeugen vor allem Richtung Ostsee. Verschärft wird das Problem durch die stark gestiegene Zahl an Fahrradmitnahmen. Trotz zusätzlicher Wagen, sofern aufgrund der Bahnsteiglänge und Verfügbarkeit möglich, bleiben auch manchmal Fahrgäste zurück. DB Regio will deshalb versuchen, derartige Zuspitzungen 2009 mit der Entwicklung eines neuen Konzeptes zur Fahrradmitnahme zu vermeiden, kann aber keine Mitnahmegarantie geben.

Auch bei allen anderen Verkehrsunternehmen wird die steigende Fahrradmitnahme zu einem Problem, zum Beispiel für die NEB auf der Heidekrautbahn. Die Mehrzweckabteile reichen zuweilen nicht aus, weshalb die Fahrräder oft auch im Türbereich abgestellt werden. Dies stört wiederum den Fahrgastwechsel und führt zu längeren Haltezeiten an den Bahnhöfen und zu Verspätungen. Da ein saisonabhängiger Fahrzeugumbau – mal mehr Sitzplätze, mal mehr Stellfläche für Fahrräder – nicht machbar ist und die Züge auch nicht unbegrenzt verlängert werden können, appellieren die Eisenbahnunternehmen an die Fahrgäste, mehr Rücksicht auf andere zu nehmen und gegebenenfalls auch einmal auf die Fahrradmitnahme zu verzichten. Gleichwohl sind keine zeitlichen Einschränkungen geplant.

Planungen auf der Heidekrautbahn

Weiteres

Jens Fleischmann

aus SIGNAL 5/2008 (November 2008), Seite 17-18