Sachsen • Sachsen-Anhalt

Dübener Heide: Bahn frei! Oder bahnfrei?


Mitteldeutscher Bahnkunden-Verband

15. Okt 2007

Nach der Abbestellung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) auf den sächsischen Abschnitten der Elbe-Heide-Bahn-Strecken durch die Dübener Heide sollen nunmehr ab Dezember 2007 auch im Sachsen-anhaltinischen Abschnitt keine bestellten Personenverkehre mehr rollen. Anlass hierfür sind die für eine Bestellung nicht ausreichenden Fahrgastzahlen.

Sonderzug nach Eilenburg in Söllichau am 10. September 2005. Foto: Georg Radke

Im Gegensatz zur Strecke Merseburg— Schafstädt, die nach Abbestellung nun noch eine Gnadenfrist von zwei Jahren für eine mögliche Steigerung der Fahrgastzahlen bekam, soll die Dübener Heide eine solche Chance nicht erhalten. In einer persönlichen Aussprache zwischen dem Sachsen-anhaltischen Verkehrsminister Dr. Karl-Heinz Daehre und DBV-Präsident Gerhard J. Curth am 8. August wies der Minister den diesbezüglichen Wunsch Curths mit der Begründung zurück, dass der Landkreis Wittenberg aufgefordert war, seinen ÖPNV mit dem SPNV abzustimmen und Paralellverkehre auszuschließen.

Bereits am 23. April hatte DBV-Präsident Curth beim inzwischen aus dem Amt geschiedenen Landrat Dammer interveniert mit dem Ziel, den Vorgaben des Ministers doch noch näher zu treten, um eine Wende bezüglich der SPNV-Abbestellung zu erwirken – vergeblich. Vielleicht war es die Feierabendstimmung, die ihn vom Kampf um den Erhalt der SPNV-Leistungen abhielt. Was die Bestellung von SPNV aus den Regionalisierungsmitteln betrifft, dürfte der Zug durch die Dübener Heide im Dezember erst einmal abgefahren sein.

Doch bahnfrei soll die Heide nicht werden. Diese Botschaft erfuhr Curth in seinem Gespräch mit dem neugewählten Wittenberger Landrat Jürgen Dannenberg am 10. September. Er will, u. a. auch aus ökologischen Gründen, auf den Bahnverkehr durch die Dübener Heide nicht verzichten. Es müssten neue Wege gefunden werden, an deren Suche und ggf. Umsetzung sich der Landkreis zusammen mit dem regionalen ÖPNV-Unternehmen, der DRE und dem DBV einbringen wird. Nahziel ist, dass es im Dezember zu keiner Verkehrsunterbrechung, sondern allenfalls zu einer am Bedarf orientierten Ausdünnung kommen darf.

Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre steht einem Konzept, das weit unter der herkömmlichen Verkehrsbestellung liegt, durchaus aufgeschlossen gegenüber, ohne sich bereits festlegen zu wollen. Die Zeichen in der Region stehen jedenfalls wieder auf „Bahn frei!“

Mitteldeutscher Bahnkunden-Verband

aus SIGNAL 5/2007 (Oktober/November 2007), Seite 20