Fernverkehr
15. Okt 2007
Eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Berlin brachte es an den Tag. 80 Prozent der Befragten (insgesamt 1003 Personen) halten die Möglichkeit der Mitnahme von Fahrrädern in Fernzügen generell für ein wichtiges Service-Angebot der Bahn, und 57 Prozent der Befragten würden ihr eigenes Fahrrad gerne im ICE mitnehmen.
Die Nutzer der schnellen Züge sehen es laut der Forsa-Umfrage ähnlich. 93 Prozent der befragten Fahrgäste würde es nicht stören, wenn andere Fahrgäste ihr Fahrrad im ICE mitnehmen. Apropos Kundenbindung: 46 Prozent der Befragten gaben sogar an, künftig häufiger mit dem ICE fahren zu wollen, wenn sie ihr Fahrrad im ICE mitnehmen könnten.
Trotz der Ergebnisse dieser Umfrage wollen die DB-Manager ihre Meinung bislang nicht ändern und lassen ihr Flaggschiff lieber mit bis zu 300 km/h an den Wünschen vieler Bahnkunden vorbeirasen. Seitens der DB AG wird bislang regelmäßig das Argument angeführt, die Möglichkeit der Fahrradmitnahme würde die Aufenthaltszeiten von ICE-Zügen in den Bahnhöfen verlängern. Dieses Problem ist jedoch beherrschbar, wenn die Fahrrad-Stellplätze kontingentiert und reservierungspflichtig sind.
Auch das Argument der sehr unterschiedlichen Nachfrage nach Fahrradstellplätzen (Spitzen Mai bis August) kann nicht überzeugen, da mit den Mehrzweckabteilen nicht nur Stellplätze für Fahrräder, sondern z. B. auch für Kinderwagen oder die Wintersportausrüstung von Reisenden geschaffen werden sollen. Mit einer modularen Inneneinrichtung ließe sich zudem eine schnelle Umrüstmöglichkeit für einen Sitzeinbau erreichen.
Außerdem muss berücksichtigt werden, dass es in vielen Relationen des Fernverkehrs mittlerweile keine sinnvollen Alternativen mehr zur ICE-Nutzung gibt – nicht zuletzt durch die Einstellung des InterRegio-Angebotes und die Umstellung von InterCity- auf ICE-Verbindungen.
Dagegen ist ausgerechnet mit dem Hauptkonkurrenten Auto der Familienurlaub incl. Fahrradtransport praktisch problemlos möglich! Gerade aus diesem Grund muss die Möglichkeit der Fahrradmitnahme in allen Zügen des umweltfreundlichen Schienenverkehrs – incl. ICE – selbstverständlich sein. Bei einem Redesign der ICE-2-Züge besteht im Gegensatz zur laufenden Modernisierung der ICE-1-Züge sogar die Chance, diese Maßnahme bereits bei der Planung rechtzeitig zu berücksichtigen.
Es ist sehr zu begrüßen, dass auf Initiative von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee noch in diesem Jahr ein Pilotprojekt zur Fahrradmitnahme im ICE gestartet werden soll, das von einer unabhängigen Institution begleitet und evaluiert werden soll.
Deutscher Bahnkunden-Verband
aus SIGNAL 5/2007 (Oktober/November 2007), Seite 28