Berlin
Ausgerechnet zum letzten Wochenende der Internationalen Filmfestspiele mit besonders vielen Touristen und Gelegenheitsfahrgästen strapazierte die Berliner S-Bahn ihre Kunden mit Pendelverkehr auf der Stadtbahn im 20-Minuten-Takt.
15. Mai 2010
In der Kundenzeitschrift Punkt 3 vom 11. Februar las sich das noch ganz anders. „Vom 20.02. (Sa) 4.00 Uhr 22.02. (Mo) 1.30 Uhr werden am Hauptbahnhof in zwei Bauabschnitten Fugen saniert, weshalb jeweils ein Gleis gesperrt werden muss. Die Züge fahren zwischen Tiergarten und Friedrichstraße eingleisig. Aufgrund der eingeschränkten Streckenkapazität können nur die S 3 und S 75 unverändert verkehren, die S 5 wird auf den Streckenabschnitt Lichtenberg— Strausberg Nord zurückgezogen, die S 7 wird in zwei Abschnitte geteilt: Potsdam Hbf—Zoologischer Garten und Friedrichstraße— Ahrensfelde.“
Wieso gab es dann statt durchfahrender S3 und S75 plötzlich Pendelverkehr? Auf Anfrage der IGEB teilte Herr Hebbe, S-Bahn- Infrastrukturbetrieb, Leiter Betriebsplanung mit: „An dem Wochenende 20.02. bis 22.02.2010 (Sa bis Mo) war geplant, im Zeitraum 20.02. von 04:00 Uhr bis 21.02.2010, 04:00 Uhr das Gleis 15 im Hauptbahnhof und im Zeitraum 21.02. von 04:00 Uhr bis 22.02.2010, 04:00 Uhr das Gleis 16 zu sperren. (…) Für die Betriebsführung ergab sich dadurch eine „gute“ und eine „schlechte“ Seite. Im Interesse einer einheitlichen Betriebsführung haben wir uns entschlossen, nicht durchzufahren, sondern mit 2 Pendelzügen einen stabilen 20-Minuten-Takt mit 4/4-Zügen anzubieten. (…) Damit für den Fahrgast eine günstige Anschlussbeziehung besteht, wurde am Tage im 20-Minuten-Takt gependelt und nachts im 15-Minuten-Takt.“
Besonders überzeugend klingt das nicht. Aber wenn man akzeptiert, dass es tatsächlich nicht anders möglich war, bleibt die Frage, warum der S-Bahn GmbH das so spät auffiel, dass die Punkt-3-Leser noch falsch informiert wurden? Und es bleibt die Erkenntnis, dass bezüglich des Taktes eine schwerwiegende Fehlentscheidung zulasten der Fahrgäste vorgenommen wurde. Man hätte auch tagsüber wenigstens im 15-Minuten-Takt pendeln können, tat es aber wegen der Anschlussbeziehung nicht. So kann und muss man auf Außenstrecken planen, nicht aber auf der Stadtbahn, wo die Zahl der durchfahrenden Fahrgäste, für die eine Anschlussbeziehung wichtig ist, sehr gering ist im Vergleich zu den Zusteigern von Fern-, Regional-, S- und U-Bahn-Zügen sowie Tram und Bus.
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
aus SIGNAL 2/2010 (Mai 2010), Seite 9