Schleswig-Holstein
Interview mit Jost de Jager Minister für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein
1. Jun 2010
Minister de Jager: Ja! Die bisherigen Ausschreibungsverfahren in Schleswig-Holstein haben zu einer deutlich verbesserten Qualität für die Fahrgäste und zu hohen Einsparungen von jährlich 34 Millionen Euro für das Land geführt. Dieses Erfolgskonzept werden wir fortsetzen.
Die letzte Ausschreibung, das Netz Ost zwischen Lübeck und Hamburg mit dem sogenannten Lübecker Stern (Lübeck—Puttgarden, Lübeck—Kiel, Lübeck— Lüneburg) ist seit Dezember 2009
in Betrieb. Der Vertrag ist für das Land deutlich kostengünstiger und es kommt zu Verbesserungen des Angebots - beispielsweise ein Halbstundentakt zwischen Hamburg und Lübeck sowie Lübeck und Kiel. Darüber hinaus haben wir momentan drei laufende sowie in Vorbereitung befindliche Ausschreibungsverfahren:
Bisherige Ausschreibungen haben bereits zu deutlichen Verbesserungen des Verkehrsangebotes sowie der Qualität geführt. Auch während der Vertragslaufzeiten sind wir stetig bemüht, zusammen mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen neue Entwicklungen mit aufzugreifen. Aber auch hier merken wir zunehmend, dass weitere Verbesserungen abhängig sind von den engen finanziellen Rahmenbedingungen, den Trassen- und Stationspreisen und den steigenden laufenden Kosten, etwa den Energiepreisen.
Schon heute haben wir Engpässe in den Ballungsräumen des Landes besonders im Hamburger Umland. Hier gibt es auf der Achse Elmshorn—Hamburg und der Achse Bad Oldesloe—Hamburg erheblichen Bedarf, auch die Achse nach Kaltenkirchen wollen wir stärken. Aber auch im Großraum Kiel wollen wir das Angebot noch verbessern.
Im Landesweiten Nahverkehrsplan [Hinweis des DBV: LNVP, zu finden auf der Internetseite des Ministeriums] haben wir die genannten Maßnahmen im Einzelnen aufgeführt und Prioritäten beschrieben. Grundsätzlich sollen die Maßnahmen bedarfsgerecht umgesetzt werden. Allerdings sind wir als Land abhängig von Bundesmitteln, die für die Finanzierung von solchen Maßnahmen unerlässlich sind. Mit dem Bund verhandeln die Länder deshalb nicht nur die Fortschreibung der Regionalisierungsmittel sozusagen für den laufenden Betrieb, sondern auch die Bereitstellung von ausreichenden Infrastrukturmitteln im Haushalt des Bundesverkehrsministeriums.
Grundsätzlich richtet sich die Priorität nach dem Nutzen für den Fahrgast. Das heißt: Für Schleswig-Holstein haben wir die Realisierung des Achsenkonzeptes ganz nach oben gesetzt. Auch im Zusammenhang mit dem Bau der festen Fehmarnbeltquerung benötigen wir eine leistungsfähigere Infrastruktur im Hamburger Umland. Modernisiert wird zurzeit die Strecke zwischen Kiel und Lübeck, den beiden größten Städten des Landes. An der Westküste bauen wir zusammen mit der Bahn die Stellwerktechnik und den Bahnhof Heide aus.
Ich nehme die große Skepsis, die besonders aus der Wirtschaft diesem Projekt gegenüber besteht, sehr deutlich wahr. Dennoch fördert das Land mit einem Zuschuss weitere Untersuchungen zur Wirtschaftlichkeit des Projektes. Es ist nun aber Aufgabe der kommunalen Seite zu entscheiden, ob es zur Realisierung der Stadt-Regionalbahn kommt.
Deutscher Bahnkunden-Verband
aus SIGNAL 2/2010 (Mai 2010), Seite 23