Aus den Verbänden

Der Bahnhof Zoo – Vorposten der DDR in West-Berlin

Neue Sonderausstellung des Berliner S-Bahn Museums


Berliner S-Bahn Museum

17. Aug 2011

Der Bahnhof Zoo: in den 50er Jahren West-Berlins einziger Fernbahnhof. Foto: Erika Dittfurth
Bahnpolizisten überprüfen lagerndes Gepäck. Immer wieder machten Bombendrohungen dies notwendig. Foto: Wolfgang Liebig
DR-Lok 01 0513 morgens am Bahnhof Zoo um 1979. Foto: Ulf Schneider

Vorposten der DDR in West-Berlin? Das war der Bahnhof Berlin Zoologischer Garten zwischen 1945 und 1989 sicher. Er war es aber differenzierter, als es Scharfmacher auf beiden Seiten wollten. Er war nicht geeignet, als Ort im Kampf gegen den „westlichen Imperialismus“ oder gegen „NATO-Raketen“. Genauso ungeeignet war er, Weichenstellungen als Versuch kommunistischer Infiltration zu betrachten oder die DDR für das Drogenmilieu verantwortlich zu machen.

Über viele Jahrzehnte war der Bahnhof Zoo – so seine umgangssprachliche Kurzfassung – quasi West-Berlins Hauptbahnhof. Dass hier die Deutsche Reichsbahn (DR), die Staatsbahn der DDR für den Verkehr verantwortlich zeichnete, war das Ergebnis alliierter Entscheidungen in den Nachkriegsmonaten und der Lage der Westsektoren – West-Berlins – in der Sowjetischen Besatzungszone – der DDR – geschuldet.

Bahnhof Zoo – das war vor allem ein Bahnhof. Hier fuhr man in die Ferien, zu Freunden und Verwandten, war dienstlich unterwegs oder als Tourist. Die rund 240 Eisenbahner der „Dienststelle“ arbeiteten für die Reisenden, verkauften Fahrkarten, nahmen Gepäck auf, gaben Auskunft, stellten Weichen oder fertigten Züge ab.

Selbst die Bahnpolizei der DR war nicht im Einsatz, um die „Diktatur des Proletariats“ zu errichten, sondern um die Reisenden vor Diebstählen zu schützen oder in den Hallen des Bahnhofes für Ordnung zu sorgen. Und meistens war Alltag. Das umfasste auch die Kooperation zwischen „Ost“ und „West“, also zwischen DR und BVG oder anderen Institutionen des Landes Berlin.

Natürlich brachte der Alltag auch Probleme. Die besondere Rechtslage machte Gespräche über Bauprojekte oder polizeiliche Maßnahmen stets auch zu Fragen zwischen Ost und West. Die jeweilige politische Großwetterlage wirkte dann bis an die Bahnsteigkante. Es gab politische Auseinandersetzungen wie die Streiks der Eisenbahner 1949 und 1980 oder den S-Bahn-Boykott 1961. Der Bahnhof Zoo war dabei Brennpunkt.

Es gab aber auch ein gemeinsames Ost- West-Projekt zur 750-Jahr-Feier des geteilten Berlins im Jahr 1987: die Instandsetzung und umfassende Modernisierung des Bahnhof Zoo. Da war der Bahnhof Bindeglied …

Gefördert von der Bundestiftung Aufarbeitung zeigt das Berliner S-Bahn-Museum vom 17. September bis 8. Oktober im Amerikahaus eine Ausstellung, die Einblicke in die wechselvolle Geschichte des Bahnhof Zoo zwischen 1945 und 1989 gibt. Auf mehr als 40 Tafeln werden die betrieblichen und politischen Besonderheiten ebenso dargestellt wie die Wechselwirkungen mit der Verkehrsund Stadtentwicklung der westlichen Halbstadt. Aus Anlass der Ausstellung erscheint im GVE-Verlag ein Buch mit gleichnamigen Titel.

Sonderausstellung des Berliner S-Bahn-Museums:

Der Bahnhof Zoo – Vorposten der DDR in West-Berlin

Parallel erscheint im GVE-Verlag das Buch:
Der Bahnhof Zoo – Vorposten der DDR in West-Berlin

Amerikahaus, Hardenbergstraße 22–24, 10623 Berlin (nahe Bf Zoo)
17. September bis 8. Oktober 2011 Di–Fr 17–20 Uhr, Sa 15–19 Uhr

Der Eintritt ist frei.

Berliner S-Bahn Museum

aus SIGNAL 3/2011 (August 2011), Seite 28