Der Bahnhofsvorsteher informiert

Ukraine per Bahn noch schlechter erreichbar


Berliner Fahrgastverband IGEB

17. Aug 2011

Die Ukrainische Staatsbahn will Anfang September alle Kurswagen des D444/445 Berlin—Kiew streichen. Grafik: BfVst

Schon seit langem sorgt die Ukrainische Staatsbahn (UZ) für Unmut bei den Reisenden, die nicht nur in die ukrainische Hauptstadt Kiew, sondern auch darüber hinaus nach Doneck, Dnepropetrovsk, Harkow, Lviv (Lemberg), Odessa, Simferopol oder zu einem der Zwischenbahnhöfe reisen wollen. Immer in den Wochen zu den Fahrplanwechseln, zuletzt im Juni 2011, kam es zu Problemen bei der Buchbarkeit der Kurswagen, die zu diesen Zielen fahren. Entweder fehlte die Reservierungsfreigabe oder man konnte später zwar schon mithilfe eines cleveren Fahrkartenverkäufers reservieren, aber es fehlten noch die Fahrplandaten von der UZ.

Nun gab die UZ bekannt, dass sie zu Anfang Sep. 2011 die Kurswagenläufe des D444/445 (ab Okt. D440/441) zu den genannten Bahnhöfen einstellen wird. Außerdem soll der Zug nach Kiew um einen Wagen reduziert werden. Als Begründung wird mangelnde Nachfrage angegeben. Der Berliner Fahrgastverband IGEB hält dieses Problem für hausgemacht und als Begründung inakzeptabel.

Seit vielen Jahren weigert sich die Ukrainische Staatsbahn, als einzige der aus der ehemaligen UdSSR hervorgegangenen Bahngesellschaften, die internationalen Züge, die in Richtung Deutschland verkehren, zum Verkauf auch in Deutschland freizugeben. So muss jeder Reisende, der in die Ukraine will, immer bangen, ob er am Ziel auch eine Reservierung für die Rückfahrt bekommt. Ab Kiew, von wo öfters Verbindungen nach Berlin bestehen, mag das Risiko eher gering sein. Bei den einzelnen Kurswagen, die teilweise nur drei-, zwei- oder gar nur einmal pro Woche verkehren, sieht das anders aus. Es ist allzu verständlich, dass Reisende, die diese Form von Abenteuer nicht schätzen, auf die Fahrt mit der Bahn verzichten.

Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert daher die UZ auf, das Angebot nicht zu kürzen, sondern attraktiver zu machen, indem alle Züge und Kurswagenläufe (zumindest die grenzüberschreitenden) auch für den internationalen Vertrieb zum Reservieren freigegeben werden. (BfVst)

Kurswagen sind selten geworden
Jüngere Bahnreisende kennen sie oft gar nicht mehr. Kurswagen sind einzelne Wagen, die an einem Zug hängen, aber unterwegs auf einen anderen Zug umgehangen werden oder über den Zuglauf hinaus noch weiter verkehren, um durchgehende Verbindungen zu Orten zu schaffen, wo die Nachfrage für einen kompletten durchgehenden Zug nicht ausreicht.

Berliner Fahrgastverband IGEB

aus SIGNAL 3/2011 (August 2011), Seite 29