Hamburg
1. Jun 2011
Schluss. Aus. Vorbei. Die Stadtbahnplanung in Hamburg ist (wieder einmal) Geschichte. Wie erwartet hat der Aufsichtsrat der Hochbahn am 6. Mai 2011 in einer Sondersitzung die Stadtbahnplanung offiziell eingestellt und das noch laufende Planfeststellungsverfahren gestoppt.
Die Stadtbahn – das ungeliebte Kind in Hamburg. Nach jahrzehntelangem Streit um deren Wiedereinführung ist es jetzt mal wieder soweit: Das Projekt wurde kurz vor der Realisierung ausgebremst. Die Planungen des abgewählten Senats von CDU und Grünen landen im Aktenschredder oder bestenfalls in geräumigen Amtsstuben-Schubladen.
Vor dem Stopp für die Stadtbahnplanung war Wirtschaftssenator Frank Horch zum neuen Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt worden. Horch erkläre nach seiner Ernennung: „Hamburg als dynamische, wachsende Metropole braucht Mobilität. Das stellt hohe Anforderungen an den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs.“
Die Stadtbahn entsprach diesen Anforderungen offenbar nicht. Als Alternative hatte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bereits im März die Einführung des „modernsten Bussystems in ganz Europa“ versprochen. Um ein Drittel sollen die Kapazitäten ausgebaut werden.
Passiert ist bislang wenig. Nach Informationen der Tageszeitung Die Welt gibt es weder im Rathaus noch in der Behörde für Wirtschaft und Verkehr Ideen zur Umgestaltung. Nur für vier Buslinien (5, 6, 20 und 25) existieren vage „Vorüberlegungen“.
Seit 2008 sind rund 8 Millionen Euro in die Stadtbahnplanung geflossen, die nun als verloren betrachtet werden müssen. Das laufende Planfeststellungsverfahren hätte zum Jahresende 2011 abgeschlossen werden sollen. Baubeginn für die erste Stadtbahnstrecke in Hamburg wäre im Frühjahr 2012 gewesen. 2014 sollten die ersten Züge zwischen Bramfeld und Winterhude rollen.
Offen ist, was mit den bereits in Berlin beantragten Fördergeldern für das 338-Millionen- Projekt passieren soll. Vermutlich wird sich der SPD-geführte Senat um eine Umwidmung der Mittel für die geplante Verlängerung der U-Bahn-Linie 4 zu den Elbbrücken bemühen.
Sollte dies nicht möglich sein, dürften bei einigen deutschen Verkehrsbetrieben die Sektkorken knallen. Sie könnten die für Hamburg „vorreservierten“ Fördergelder für eigene Ausbauprojekte nutzen bzw. unter sich aufteilen.
Mehr Infos unter nahverkehrhamburg.de
Christian Hinkelmann
aus SIGNAL 2/2011 (Juni 2011), Seite 16