Nahverkehr
21. Jun 2012
Vielleicht kennen Sie die SIGNAL-Sonderausgabe "Stadtverkehr Potsdam". Dann sind Ihnen bestimmt die Aufnahmen ins Auge gefallen, die aus der Hand von Werner Taag aus Potsdam stammen. Als leidenschaftlicher Fotograf von Kindheit an dokumentierte er die Geschichte der einstigen Residenzstadt und des Verkehrsbetriebes, in dem er von 1945 bis 1980 tätig war. Am 9. Februar 1995 wird Werner Taag 80 Jahre alt.
Was ihn unter vielen hervorhebt, ist der Umstand, seine Tätigkeit im Potsdamer Verkehrsbetrieb mit viel Initiative und Erfindergeist ausgeführt zu haben. Und nebenbei hat er das Werden sowohl des Verkehrsbetriebes als auch der zerstörten Stadt nach 1945 fotografisch dokumentiert. Hierdurch kam eine umfassende Bildsammlung zustande, die in solcher Vollständigkeit und mit so viel Liebe zum Detail einmalig sein dürfte.
Die Liebe zur Fotografie kam aus dem Elternhaus. Vater Taag, er arbeitete in Drewitz bei Orenstein & Koppel, gründete 1921 die Nowaweser Fotofreunde. Sohn Werner war oft dabei, wenn fotografiert und verarbeitet wurde und schaute sich manches ab. 1936 konnte er sein erstes Pressefoto veröffentlichen. Im August 1945 aus Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, begann der gelernte Elektriker seine Tätigkeit bei der Potsdamer Straßenbahn im Bereich der Stromversorgung. Als 1949 der O-bus in Babelsberg aufgebaut wurde, war er dabei. In den folgenden Jahren machte er sich einen Namen mit zahlreichen Verbesserungsvorschlägen, die wesentlich dazu beitrugen, aus dem wenigen Vorhandenen einen maximalen Nutzen zu ziehen. Den zahlreichen Versuchen, ihn politisch zu vereinnahmen, konnte er sich stets widersetzen. Mit Unterbrechungen, in den ersten Jahren der DDR sah man Fotoapparate in Privathand noch nicht so gerne, begann er, die Zerstörungen und den allmählichen Wiederaufbau der Stadt im Bild festzuhalten. Dabei spielten die städtischen Verkehrsmittel eine wichtige Rolle.
Das Postdam-Museum nahm nun den 80. Geburtstag von Werner Taag zum Anlaß, eine Ausstellung seiner Bilder zu gestalten. Zu sehen ist sie bis zum 19. März 1995 in der Breiten Straße 8/12, dienstags bis sonntags von 9 bis 17 Uhr (Tram 91, 96 oder 98 bis Haltestelle Dortustraße).
Die GVB wünscht Herrn Taag noch viel Freude an seinem Hobby und vor allem etwas mehr offizielles Interesse an seiner wertvollen Arbeit.
GVE
aus SIGNAL 1/1995 (Februar 1995), Seite 20