Aktuell

Bald wie in Tokio?

Senat sorgt für noch dichteres Gedränge in der Berliner U-Bahn


IGEB

1. Jul 1995

Zum Fahrplanwechsel Ende Mai sind erneut eine Vielzahl von Angebotsverschlechterungen bei der BVG vorgenommen worden. Neben einer unübersehbaren Liste von Angebotsreduzierungen im Busliniennetz durch Takterweiterungen und Verkürzung der Betriebszeiten ist diesmal in erster Linie die U-Bahn betroffen.

Die gravierendsten Angebotskürzungen:

Verantwortlich für die skandalöse Entwicklung ist jedoch nicht die BVG, sondern der CDU/SPD-Senat, denn die BVG setzt mit diesen erneuten Angebotseinschränkungen nur um, was ihr der Berliner Senat vorgibt. Und dieser Senat möchte zwar Milliarden­ Summen in gigantische Verkehrsprojekte stecken und den Anteil des öffentlichen Verkehrs im Verhältnis zum Auto auf 60 bis 80% steigern, tatsächlich zwingt er die BVG jedoch seit Jahren zum Abbau ihres Angebotes. Gerade die jetzigen Kürzungen bei der U-Bahn machen erschreckend deutlich, daß es dem Senat längst nicht mehr darum geht, wenig genutzte ÖPNV­Angebote einzusparen, sondern daß der ÖPNV unter inkaufnahme großer Attraktivitäts­ Verluste generell eingeschränkt wird. So gesehen ist es nur konsequent, zugleich zahlreiche neue Autobahnen und Hauptverkehrsstraßen zu planen. Die Berliner Verkehrspolitik schreitet zügig voran auf dem Weg in die verkehrs- und umweltpolitischen Niederungen der 60er Jahre. Haben wir denn gar nichts dazugelemt?

IGEB

aus SIGNAL 5/1995 (Juli 1995), Seite 7