Nahverkehr
1. Okt 1989
Seit Juli baut die Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen im Wannseebahngraben zwischen den S-Bahnhöfen Großgörschenstraße und Schöneberg einen etwa einen Meter breiten neuen Kabelkanal. Der Bau steht in Zusammenhang mit der Einführung der neuen Signaltechnik, die alte Technik benötigte lediglich den vorhandenen Kabelkanal von ca. 20 cm (!) Breite. Mit Erschrecken mußten wir feststellen, daß der neue Kabelkanal etwa 10 bis 20 Meter neben den Gleisen der Wannseebahn verläuft und zum Bau des Kanals ein etwa 20 Meter breiter Streifen westlich der S-Bahn-Gleise abgeräumt und damit wertvolle Vegetation vernichtet wurde. Durch die Lage des Kabelkanals wird, da er nicht begehbar ist, die von uns seit über zehn Jahren geforderte Grüntangente sowie die im Flächennutzungsplan und Landschaftsprograrnm dargestellte Grünfläche verhindert. Dies zeigt deutlich ein Blick von der Langenscheidtbrücke oder der Julius-Leber-Brücke.
Völlig unglaubwürdig ist die Aussage des Bausenators, der neue Kabelkanal sei nur ein Provisorium. Bei Kosten von 2 Millionen DM pro Kilometer wird er nach Fertigstellung sicherlich nie wieder verlegt. Wir neigen eher zu der Vermutung, daß die Lage des Kanals noch die vom alten Senat geplante Verschwenkung der S·Bahn-Linie 2 zur S 1 (Freimachung des Flaschenhalses für die Nord-Süd-Straße) berücksichtigt. Wir fragen hiermit den Bausenator, ob die Lage des Kanals dem stadtökologischen Umbau dient, und die Umweltsenatorin, ob sie dem Eingriff gemäß Naturschutzgesetz zugestimmt hat?
Wir fordern den sofortigen Baustopp des Kanals und ein Heranlegen des bisher verlegten Abschnitts an die S-Bahn-Gleise unter Berücksichtigung eines 2-gleisigen Bahnhofs Kolonnenstraße
Bürgerinitiative Westtangente
aus SIGNAL 9/1989 (Oktober 1989), Seite 10-11