Nahverker

Entlarvende Antworten


IGEB

1. Okt 1989

Die Beantwortung dieser Anfrage vom 10. Mai hat der Verkehrsverwaltung sichtlich Schwierigkeiten bereitet. Doch obwohl sie sich viel Zeit ließ - die Antwort wurde erst im Landespressedienst vom 8. September veröffentlicht - sind die Schwachstellen unübersehbar. Der Unfall vom Dezember 1988 wird unter dem Vorwand des Datenschutzes zum Staatsgeheimnis erklärt. Dabei ist längst bekannt, daß es - zur Ehrenrettung des Herstellers - kein systemimmanenter Fehler war, sondern menschliches Versagen bei der Erprobung durch die BVG. Systemimmanent dageen ist der zu hohe Energieverbrauch für ein Verkehrsmittel, daß sogar den blauen Engel für ein umweltfreundliches Produkt erhalten will. Zwar versucht die Verkehrsverwaltung diesen Umstand durch Vorlage nicht direkt vergeichbarer Zahlen zu verschleiern, doch die Richtung wird dennoch deutlich. Im Gegenteil: es drängt sich der Verdacht auf daß die M-Bahn bei vergleichbaren Zahlen noch schlechter dastünde. Für alle Autos ist ein durchschnittlicher Benzinverbrauch je 100 km errechenbar, und bei Bahnen soll das nicht möglich sein? Warum kann nicht der durchschnittliche Energieverbrauch zum Transport eines Fahrgastes über z.B. 1 km unter gleichen Streckenbedingungen für verschiedene Fahrzeuge angegeben werden? Mit der vorliegenden Antwort sollte sich der Abgeordnete, Herr Cramer, nicht zufriedengeben.

Und noch ein letztes: die alten S-Bahn-Wagen verbrauchen also weniger Energie als die neuen! Dabei war uns immer erzählt worden, daß die alten schnellstmöglich durch neue ersetzt werden müßten, weil die alten u.a. zu viel Energie verbrauchen würden.

Die Art der Beantwortung dieser Kleinen Anfrage und die Ergebnisse tragen nicht dazu bei, Vertrauen in die Arbeit der Senatsverkehrsverwaltung zu gewinnen.

IGEB

aus SIGNAL 9/1989 (Oktober 1989), Seite 12