Aktuell

Spandau bald Eisenbahn-Metropole?


IGEB

1. Aug 1990

Die neuen Zugverbindungen von Berlin ins Havelland gibt es jetzt auch als kleinen Taschenfahrplan, herausgegeben von der IGEB und erhältlich im Fahrgastzentrum Berlin (S-Bf. Wedding) sowie bei der DR und Hertie in Spandau.

Während die Spandauer noch immer auf den Wiederanschluß an das Berliner Gleichstrom-S-Bahn-Netz warten müssen, profitieren sie derzeit wie kein anderer West-Berliner Bezirk von der Wiederherstellung des die Berline Stadtgrenzen überschreitenden Eisen bahn-Nahverkehrs. Es begann damit, daß ab dem 13. August täglich drei Personenzüge von Rathenow über Wustermark bis zum Bf. Berlin-Spandau verlängert wurden. So erfreulich dieses neue Zugangebot auch war, so wenig konnte es aus Fahrgastsicht befriedigen. Die IGEB kritisierte, u.a. in Gesprächen mit der Deutschen Reichsbahn (DR), daß die Züge nicht bis bzw. ab Berlin-Charlottenburg fahren, wo S- und U-Bahn-Anschluß bestünde, daß die Züge nur mit Fernfahrkarten benutzbar sind, obwohl der S-Bahn-Tarif-bereich, in dem auch BVG-Fahrkarten gelten, bis Wustermark reicht und daß drei Zugpaare täglich ein unzureichendes Angebot darstellen.

Auf die Kritik bin hat sich die DR Gedanken über ein verbessertes Angebot gemacht, das nun seit dem Fahrplan wechsel am 30. September zur Verfügung steht. Zum einen verkehren die Züge nun bis bzw. ab Berlin-Charlottenburg, zum anderen werden bis Wustermark die im Berliner S-Bahn-Tarif geltenden Fahrausweise, also auch BVG-Fahrscheine und -Zeitkarten, anerkannt. Die Verlängerung bis Charlottenburg ermöglicht es jetzt auch, von dort mit der S-Bahn direkt zum wichtigsten Berliner Fernbahnhof, dem Bf. Berlin-Lichtenberg, zu gelangen, weil seit 30. September die bisher von Friedrichstraße über Lichtenberg nach Strausberg verkehrenden Züge (Zuggruppe E) bereits ab Charlottenburg nach Strausberg fahren. Außerdem hat die DR zum Winterfahrplan die meisten der ungefähr stündlich von Falkenhagen bzw. Nauen nach Staaken fahrenden Züge über Berlin-Spandau bis nach Berlin-Charlottenburg verlängert. Diese können natürlich auch mit BVG-Fahrscheinen und -Zeitkarten benutzt werden. Allerdings verkehren zwei Zugpaare wieder nur bis bzw. ab Berlin-Spandau, was schnellstmöglich geändert werden sollte.

Zum Fahrplanwechsel im Frühsommer nächsten Jahres gibt es bereits Überlegungen, diesen Verkehr so zu verstärken, daß der Sputnik-Verkehr auf dem nördlichen Außenring ausgedünnt werden kann. Dort würfen dann die Züge nur noch zweistündlich statt stündlich fahren. Die zusätzliche Streckenkapazität des Außenringes käme dem Fernreiseverkehr zugute. Die IGEB fordert anläßlich dieser Neuordnung des Bahnverkehrs westlich und nördlich Berlins, dort generell Linienverkehre im Takt einzurichten. Bisher ist das Zugangebot im dem Bereich Nauen/Falkensee/Wustermark insbesondere für den gelegentlichen Reisenden völlig undurchschaubar. Lediglich zwischen Birkenwerder und Falkenhagen besteht ein Stundentakt. Ab Falkenhagen fahren die Züge aber in verschiedene Richtungen weiter, und auch die Anschlußzüge sind nicht stündlich die gleichen. Ein zeitgemäßer Nahverkehr erfordert jedoch einen linienmäßigen Taktverkehr.

Ein zeitgemäßer Nahverkehr erfordert aber auch eine gute Einbindung eines Bahnhofes in das lokale ÖV-Netz. Deshalb nimmt die IGEB die bevorstehenden Fahrplan-Verbesserungen bei der DR zum Anlaß, nochmals eine deutliche Verbesserung des BVG-Busangebotes zum Spandauer “Hauptbahnhof” zu fordern. Kurzfristig sollte die Buslinie 80 zum Fernbahnhof verlängert werden. Bessere Möglichkeiten zur Verknüpfung von Bahn und ÖPNV bietet erst das nun zum Sommerfahrplan 1991 geplante neue BVG-Busnetz. Wenn die dann am Rathaus Spandau endenden Buslinien 13 und 35 zum Fernbahnhof verlängert würden, bestünde - zusammen mit der heute schon vorhandenen Linie 56 - eine bessere Verbindung zur Altstadt Spandau (Einkaufszentrum), und es gäbe direkte Anbindungen des Bahnhofes aus Südwesten (Bus 35, Kladow/Gatow), aus Nordwesten (Bus 56, Hakenfelde/Neustadt) sowie aus Nordosten (Bus 13, Tegel/Haselhorst).

Eine weitere Aufwertung könnte der Bahnhof Berlin-Spandau 1991 erfahren, falls - was derzeit überlegt wird - einige D-Züge Richtung Hannover über Berlin-Stpandau - Stendal geführt werden, um die Magedeburger Strecke zu entlasten. Auf dieser sollen ab Sommer 1991 zwei InterCity-Linien nach bzw. von Berlin verkehren, und zwar jeweils im 2-Stunden-Takt nach Hannover - Köln - Basel und nach Kassel - Frankfurt - Karlsruhe.

IGEB

aus SIGNAL 7/1990 (Oktober 1990), Seite 4-5