Nahverkehr
1. Aug 1990
Wesentlich stärker als noch Anfang des Jahres erwartet sind die Fahrgastzahlen bei der BVG in den ersten sieben Monaten angestiegen; auch die Prognosewerte, die bereits auf der starken Nachfragesteigerung zu Jahresbeginn basierten, wurden erheblich überschritten. Während zum Jahresanfang noch eine Mehrleistung von rund 90 Millionen Fahrgästen das ganze Jahr 1990 angenommen wurde, konnte diese Mehrleistung bereits Ende Juli erreicht werden. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum (Januar bis Juli 1989) von 308 Millionen Unternehmensfahrten zählte die BVG Ende Juli 1990 schon 397,5 Millionen Unternehmensfahrten. Dies ist eine Steigerung von knapp 30%!
Gleichzeitig mit diesem enormen Anstieg der Nachfrage stiegen auch die Einnahmen. Die ursprünglich mit Einführung des Umwelttarifes erwarteten Mindereinnahmen werden voraussichtlich bis zum Jahresende weitgehend durch entsprechende Mehreinnahmen aufgefangen werden können. Allerdings werden die bereits Anfang des Jahres gestrichenen rund 41 Millionen DM an Erstattungen für die Freifahrt von Ost- besuchern der BVG fehlen. Dieser Minderbetrag konnte auch durch den starken Fahrgastzuwachs nicht aufgefangen werden.
An der Ausweitung der Nachfrage waren in erster Linie die Besucher aus der DDR und Ost-Berlin beteiligt; eine starke Ausweitung erfuhr auch der Fahrgastkreis der Senioren. Die Benutzer der Umweltkarte stiegen gegenüber den früheren Inhabern allgemeiner Zeitkarten um fast 67% an. Gleichzeitig sank naturgemäß die Anzahl der Fahrgäste im Bartarif urn rund 19%.
Zur Bewältigung des enormen Verkehrszuwachses benötigt die BVG dringend mehr Personal und Fahrzeuge. Das Busspurnetz muß dringend, - inbesondere auch im Ostteil der Stadt - erweitert werden, um unnötige Verspätungsreserven im Busbetrieb zu vermeiden und um Personal und Fahrzeuge von schwächer frequentierten Linien nicht auf hochbelastete Linien umsetzen zu müssen. Angesichts der stark ansteigenden Motorisierung in der DDR und Ost-Berlin ist eine Ausweitung des öffentlichen Verkehrsangebotes dringend notwendig, damit die S tadt nicht im Individualverkehr erstickt.
BVG
aus SIGNAL 7/1990 (Oktober 1990), Seite 6