Aktuell
1. Dez 1990
Viele Berliner, die am 16. November den Tagesspiegel aufschlugen, glaubten, ihren Augen nicht trauen zu können, als sie lasen: “Die BVG erhält von den (Ost-)Berliner Verkehrsbetrieben (BVB einen Teil der U-Bahn-Waggons zurück, die sie erst im vergangenen Jahr an ihre Kollegen abgegeben hatte. Geplant ist zunächst eine Rückkehr von zwölf Wagen." Bis hierher konnte man sich ja angesichts der Fahrzeugengpässe bei der BVG noch freuen. Aber dann kam es ganz dick: “Die ersten Wagen sind bereits in der Hauptwerkstatt Seestraße in Wedding eingetroffen. Dort werden die Züge wieder in die traditionellen Farben der BVG umlackiert." Diese Meldung löste - je nach Temperament - ungläubiges Staunen oder unglaubliche Wut aus. Da erzählt uns die BVG seit einem Jahr, sie warte mit der Auswechslung der Netzspinnen in den U-Bahn-Wagen, bis die Namensänderungen bei Ost-Berliner Stationen geklärt sind, um Druckkosten zu sparen (für die selbstklebenden Netzspınnen nach BVG-Angaben rund 15.000 DM), da hängen auf den S- und U-Bahnhöfen völlig überholte, mehrere Jahre alte Stadtpläne, aber für die erneute Lackierung der Züge ist Geld da! Zusätzlich zu der Geldverschwendung bedeuten Umbau und Umspritzen unnötige Verzögerungen bis zum dringend erforderlichen Einsatz der Wagen. Warum beschränkt sich die BVG also nicht auf den unvermeidbaren Umbau der Fahrsperre? Warum werden die U-Bahn-Wagen umgespritzt? Hält die BVG die Berliner für so bekloppt, daß sie in die Züge nicht einsteigen, wenn sie weiß/gelb statt gelb daherkommen? Bei der S-Bahn haben die Berliner ja immerhin bewiesen, mit vielen unterschiedlich aussehenden Zügen klar kommen zu können.
IGEB
aus SIGNAL 9/1990 (Dezember 1990), Seite 4-5