Nahverkehr
Verkehrskonzept für Spandau (Auszug)
Bezirksamt Spandau
1. Dez 1990
Eine sofortige Überarbeitung der bisherigen
Verkehrskonzeption, wie sie im
Flächennutzungsplan, dem Stadtentwicklungsplan Verkehr
und den Senatsbeschlüssen
zum S-Bahn-Ausbau festgeschrieben ist,
muß unter Beteiligung
der Bezirke erfolgen. Hierbei ist langfristig die
Erschließung der Großsiedlungen Falkenhagener Feld
und Heerstraße-Nord an das U-Bahn-Netz festzuschreiben.
Desweiteren ist vom Senat
in Zusammenarbeit mit dem Land
Brandenburg ein Regional-Schienen-Verkehrskonzept Berlin/Umland zu
entwickeln.
Albrechtshof und Falkensee im Jahre 1990. Bis 1961 fuhren hier - von Spandau kommend - die Züge der Berliner S-Bahn. Das soll bis 1992 wieder möglich sein, fordert das Bezirksamt Spandau. Foto: H.-P. Schwarz
Zur Vermeidung bzw. Eindämmung
des Individualverñehrs muß ein dichtes,
aufeinander abgestimmtes ÖPNV-Netz
angeboten werden, das es dem Kunden
ermöglicht, schnell, preiswert und ohne
komplizierte Tarifstrukturen von der
“Haustür” aus sein Ziel zu erreichen.
Spätestens an der Stadtgrenze muß
dem Individualverkehr die Möglichkeit
gegeben werden, auf den ÖPNV umzusteigen.
Hohe Priorität muß deshalb
der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs
in Verbindung mit P+R-Stellplätzen am Stadtrand haben.
Aber selbst wenn es gelingt, einen großen Teil des
ansteigenden Verkehrs auf
die Schiene und den Bus zu konzentrieren, wird der
Individualverkehr erheblich zunehmen. Durch einen
umfassenden Maßnahmenkatalog muß mit Sofortmaßnahmen
sowie kurz- und mittelfristigen Maßnahmen darauf reagiert
werden.
Kurzfristig einzuleitende Maßnahmen
(1991/92)
Die S-Bahn-Verbindung Spandau - Westkreuz kann aus technischer Sicht
bis Ende 1991 wiederhergestellt werden.
Die S-Bahn-Verbindung Spandau -
Falkensee - Nauen muß bis Ende 1992
wieder in Betrieb genommen werden.
Es wird nicht verkannt, daß hierfür umfangreiche
Investitionen erforderlich
werden:
- a) Brückenbauten über die Nauener
Straße, Klosterbuschweg, Hackbuschstraße und Finkenkruger Weg,
- b) Dammaufschüttungen bzw. Dammerneuerungen im Bereich
westlich Klosterbuschweg,
- c) Gleisneubau auf einer Strecke von
mindestens 2 Kilometern,
- d) Erneuerung und Neueinrichtung der
technischen Infrastruktur,
- e) Bau von zwei Bahnhöfen auf Spandauer Gebiet:
Nauener Straße und Klosterbuschweg.
Die Einrichtung der beiden Bahnhöfe
könnte vorerst als Provisorium erfolgen.
Zwischen den S-Bahnhöfen Alrechtshof und Falkensee
muß mittelfristig ein neuer S-Bahnhof ein eingerichtet
werden, der das nördlich und südlich
der Spandauer Straße geplante Wohngebiet
sowie das Gewerbegebiet in Falkensee am Seegefelder Weg bedienen
kann.
Dieser insgesamt hohe Aufwand ist
aber gerechtfertigt, weil damit
- a) die drei Gemeinden Nauen, Falkensee und
Brieselang mit zusammen zur
Zeit etwa 41.000 Einwohnern auf kürzestem Weg
und mit dem umweltfreundlichsten Verkehrsmittel an
Spandau/Berlin angeschlossen werden. Der
zukünftige Bevölkerungszuwachs in diesen
Gemeinden ist zwar noch nicht einzuschätzen,
aber allein in Falkensee
stehen zur Zeit Wohnungsbaupotentiale an
der Spandauer Straße in Größenordnungen von 10.000 Wohneinheiten
zur Diskussion. Das würde einen Bevölkerungszuwachs
von mittelfristig 30.000
Menschen bedeuten. Hierbei ist der
Neubau aus dem Bestand heraus noch
gar nicht berücksichtigt.
- b) die Spandauer Großsiedlungen Falkenhagener
Feld, Louise-Schroeder
Siedlung und Heerstraße-Nord durch
die Buslinie 39 an den neuen S-Bahnhof
Klosterbuschweg an die S-Bahn angebunden werden.
Bezirksamt Spandau
aus SIGNAL 9/1990 (Dezember 1990), Seite 6