International

Gefahrgut-Unfall ruft unvertretbare Risiken der Gigaliner in Erinnerung


Michael Cramer, MdEP
Verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion Die Grünen/EFA im Europäischen Parlament

20. Dez 2012

Am 6. November 2012 verunglückte nahe der dänischen Stadt Odense ein mit Gefahrgut beladener Gigaliner. Eine stundenlange Sperrung der Landstraße war nötig, um das überlange Fahrzeug zu bergen und die geladenen Chemikalien zu sichern.

Der gefährliche Unfall in Dänemark ruft allen Befürwortern einer flächendeckenden Einführung von Gigalinern die unvertretbaren Risiken dieser Fahrzeuge in Erinnerung. Wissenschaftliche Studien wie die der deutschen Bundesanstalt für Straßenwesen haben bereits vor Jahren gezeigt, dass die Monstertrucks wegen ihrer Abmessungen und ihres Gewichts besonders unfallanfällig sind und die Unfallschwere dramatisch erhöhen.

Ein Riesen-Lkw mit 60 Tonnen besitzt bei

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80 km/h fast die gleiche Bewegungsenergie wie ein 40-Tonner mit Tempo 100, der Bremsweg verlängert sich ohne Zusatzbremsen entsprechend. Auch bei Überholmanövern droht Gefahr: Weil Gigaliner einen konventionellen Lkw um die Länge mindestens zweier Kleinwagen überragen, wird der Überholvorgang länger, unübersichtlicher und risikoreicher.

Jetzt gilt es, den Unfall von Odense genau zu untersuchen, um die Unfallursache und den Einfluss der Länge und des Gewichts auf Unfallverlauf und Bergung zu klären.

Nicht zuletzt EU-Verkehrskommissar Siim Kallas ist aufgefordert, sich die Ergebnisse ganz genau ansehen. Er hatte in den letzten Monaten versucht, per Rechtsbeugung den grenzüberschreitenden Verkehr der Gigaliner zu ermöglichen. Und in dem für die kommenden Monate angekündigten Vorschlag für eine Revision der relevanten Richtlinie 96/53/EG will Kallas sich laut seiner Sprecherin nicht einmal mehr mit den Auswirkungen der Gigaliner auseinandersetzen.

All das lässt nur einen Schluss zu: Kommissar Kallas stellt die Profite einiger großer Unternehmen über die Sicherheit aller anderen Straßenteilnehmer. Die Zeche für Unfälle, nötige Ausbauten der Infrastruktur und Umweltschäden durch die Verkehrsverlagerung von der Schiene auf die Straße soll, so die Auffassung des Verkehrskommissars, die Allgemeinheit tragen.

Michael Cramer, MdEP
Verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion Die Grünen/EFA im Europäischen Parlament

aus SIGNAL 6/2012 (Dezember 2012), Seite 26