Nahverkehr
1. Jul 1993
Die vom Bundesverkehrsminister im Bundesverkehrswegeplan 1992 (BVWP 92) für das Land Berlin geplanten Straßenbauprojekte umfassen 85 km Aus- und Neubau von Autobahnen und Bundesstraßen als "vordringlicher Bedarf. Die Kosten dafür belaufen sich auf 2,3 Milliarden DM. Damit wird der Autowahn zementiert. Aber in einer Stadt, die straßenmäßig völlig ausreichend erschlossen ist, kann die Investition von zusätzlichen Milliardenbeträgen in den Straßenbau nur in die Sackgasse führen.
Mit mehr und schnelleren Straßen wird mehr Autoverkehr erzeugt. Damit werden die Umweltund die Verkehrsprobleme verschärft und nicht gelöst. Stadtautobahnen und deren Anschlüsse ins Umland werden den Wochenendtourismus in die Mark Brandenburg per Auto massiv fördern, anstatt ihn auf umweltfreundliche Verkehrsmittel zu lenken. Mit nur einem Bruchteil der Mittel aus dem Straßenbau ließe sich zum Beispiel endlich die Verknüpfung der S-Bahn-Radialen mit dem Außenring um West-Berlin realisieren.
Bei den Straßenbau-Projekten im BVWP 92 handelt es sich nur um neue Planungen. Der Autobahnbau am Sachsendamm (300 Mio DM) und der Aus- und Neubau von nicht bundeseigenen Straßen sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt. Nicht enthalten ist bisher auch der Autotunnel durch den Tiergarten - ein weiteres Milliarden-Grab im wahrsten Sinne des Wortes. Da der BVWP 92 die Finanzierung der Projekte sichert, kann dies als Hinweis verstanden werden, daß ein solcher Tunnel selbst dem überdurchschnittlich aufgestockten Etat des Bundesverkehrsministers zuviel wird.
Bei den Projekten, die für Berlin und Umland als "vordringlicher Bedarf eingestuft wurden, handelt es sich um
Als "nicht anerkannter Bedarf" wurden der Ausbau der AVUS vom Anschluß Hüttenweg bis zum Kreuz Zehlendorf sowie ein Teilstück der Westtangente (A 103) vom Schöneberger Kreuz bis zum Landwehrkanal bewertet.
Arbeitskreis Verkehr und Umwelt
UMKEHR e.V.
aus SIGNAL 5/1993 (Juli 1993), Seite 16