Nahverkehr
1. Nov 1993
Jahrelang hat die Senatsverkehrsverwaltung sich gegen die übrigen Senatsverwaltungen, gegen das Bezirksamt Mitte und gegen die BVG gestellt, um die Tram in der Friedrichstraße zu verhindern. Zwar hat der Senat am Ende doch für die Tram und gegen Verkehrssenator Haase entschieden, aber jetzt wird deutlich, daß die Verkehrsverwaltung die Zwischenzeit erfolgreich nutzte, um die Tram in der Friedrichstraße zu sabotieren: Die nach der Sanierung der Weidendammer Brücke und nach dem Ausbau des U-Bf.s Oranienburger Tor jetzt wiederhergestellten Gleise in der Friedrichstraße sind nur noch in Richtung Oranienburger Straße befahrbar. Eine Geradeausfahrt ist nicht mehr möglich. Die von der BVG für die Linie 50 geplante Führung über Invaliden-, Chaussee- und Friedrichstraße kann somit nicht realisiert werden. Die Begründung: Bis auf weiteres steht im Einmündungsbereich Friedrich- Ecke Oranienburger Str. ein Baukran auf den bisher geradeaus führenden Schienen.
Und was passiert, wenn der Kran wieder weg ist? Jetzt kommt es noch schlimmer: Die Geradeausfahrt könne beim nächsten Mal berücksichtigt werden, heißt es beim Senat, denn aufgrund von Tunnelsanierungsarbeiten an der U6 sollen die Tramgleise in der Friedrichstraße erneut beseitigt werden! Diese Bauarbeiten, die man auch in den letzten zwei Jahren während der Sperrung der Weidendammer Brücke hätte durchfuhren können, werden etwa ab Frühjahr 1994 zu einer erneuten Straßenbahneinstellung in der Friedrichstraße fuhren, voraussichtlich bis Ende 1995!
Noch wahrscheinlicher ist jedoch, daß es im Frühjahr 1994 gar nicht zur Straßenbahneinstellung kommt, weil auf die einst für Juli 1993 und inzwischen für Ende 1993 geplante Wiederinbetriebnahme verzichtet wird.
Für die Fahrgäste bleibt im Fall Friedrichstraße der zweifelhafte Trost, daß hier nicht nur sie (die Fahrgäste) immer wieder hingehalten und getäuscht werden, sondern ebenso die sich für die Tram engagierenden Investoren und Geschäftsleute.
IGEB
aus SIGNAL 8/1993 (November 1993), Seite 17