Barrierefreiheit

Schildbürgerstreich in Lichtenberg

Gitterorgie an der Haltestelle Schalkauer Straße


IGEB Stadtverkehr

25. Feb 2013

Barrierefreiheit ist als Anspruch wörtlich zu nehmen – Barrieren sollen also ab- und nicht aufgebaut werden. Der Berliner Bezirk Lichtenberg und die BVG sehen das wohl etwas anders. Denn was diese sich an der Straßenbahnhaltestelle Schalkauer Straße (Linien M 6 und 16) leisten, geht stark Richtung Schildbürgerstreich.

Hier schwarz eingetragen: Die Gitter, die eine „sichere“ Haltestellenzuwegung herstellen sollen. Schwarz gepunktet: der neue „sichere“ und deutlich längere Fuß-Umweg von und zur Haltestelle stadtauswärts. Weiß gepunktet: die fehlenden Meter Fußweg. Grafik: Holger Mertens

Anwohner des nahegelegenen Wohngebietes und Kunden des Möbelhauses IKEA können noch immer nicht glauben, dass der jetzige Zustand als Dauerzustand gedacht ist. Anstatt den abrupt endenden Fußweg endlich um die fehlenden 5 bis 6 Meter bis an die Haltestelle heran zu verlängern, hat man nun den gesamten Umweg eingegittert!

Die neuen Gitter machen den Weg keinesfalls sicherer. Vielmehr werden die Fahrgäste dazu genötigt, entweder täglich eine überzogene Fußwegverlängerung mit zweimaliger Straßenüberquerung hinzunehmen

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oder weiterhin den direkten Weg zu nehmen, der durch die Gitter nur noch gefährlicher geworden ist.

Die Schalkauer Straße stellt die direkte Verbindung von Wohngebiet und Straßenbahn- Haltestelle dar. Diese wurde in den letzten Monaten umfassend saniert, dazu gehört auch dieser Bürgersteig in direkter Linie zur stadtauswärtigen Haltestelle der Straßenbahn. Foto: Jens Ullrich
Nur noch 20 Meter fehlen bis zur Haltestelle. Aber plötzlich endet der sanierte Bürgersteig ohne ersichtlichen Grund. Also darf man nach links weiter einen Umweg laufen. Foto: Jens Ullrich
Und dieser Umweg führt über den Zugang zur Haltestelle stadteinwärts. Zumindest dieser Zugang ist inzwischen für Rollstuhlfahrer nutzbar. Foto: Jens Ullrich
Auch nach dem Überqueren der Gleise ist an ein direktes Erreichen der Ziel-Haltestelle nicht zu denken. Man muss zunächst bis zur Straße links weitergehen und dann zurück Richtung Gleise. Foto: Jens Ullrich
Somit ist die Straßenbahn natürlich schon längst weggefahren, die man bei einem ordentlichen Zugang problemlos erreicht hätte. Foto: Jens Ullrich
So bleibt einem aber wenigstens beim Warten auf die nächste Bahn noch einmal der Blick zurück auf dieses beeindruckende Kunstwerk. Foto: Jens Ullrich

Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert Bezirk und BVG auf, die Gitter sofort wieder zu entfernen und die wenigen fehlenden Fußwegmeter bis zur Straßenbahnquerung herzustellen. (hm, ju)

IGEB Stadtverkehr

aus SIGNAL 1/2013 (März 2013), Seite 10-11