Berlin
Schon als bekannt wurde, daß die S-Bahn im Sommer 2001 die erneute Stillegung der S1-Süd wegen Sanierungsarbeiten (11. Juni bis 3. September) plante, machte sich im Südwesten Berlins Unmut breit. Die Ankündigung der BVG, im gleichen Zeitraum (16. Juli bis 9. September 2001) auch noch die U1 ab Breitenbachplatz zu sperren, sorgte für einen Proteststurm. Die IGEB konnte aktiv an der Lösung des Problems mitwirken.
1. Jun 2001
Die Schöneberger, Steglitzer und Zehlendorfer sind seit Jahren schwer geschlagen: immer zum Sommer erreichen die Arbeiten entlang der S1 Höhepunkte. So wurde 1999 für Wochen der Abschnitt zwischen Zehlendorf und Steglitz stillgelegt. Problematisch für die Akzeptanz der Baumaßnahmen ist dabei, daß die Arbeiten nicht sonderlich systematisch erfolgen und sich für den unvoreingenommenen Fahrgast Fortschritte sehr unübersichtlich darstellen: statt sich abschnittsweise und stetig etwa von Wannsee Richtung Innenstadt voranzuarbeiten, werden auf ganzer Länge der S1 immer neue Bereiche gesperrt, manchmal auch die gleichen mehrfach.
Auf der U1, die in diesem Jahr in den Sperrungs-Reigen einstimmt, läßt sich eine lange verschobenen Sanierung von 15 Brücken über die im Einschnitt verlaufende Strecke nicht weiter vertagen - die ersten fünf müssen jetzt angegangen werden.
Problematisch daran war, daß sich beide Baumaßnahmen terminlich deutlich überschneiden sollten. In der Folge hätte im Südwesten außer der U9 und der S7 (sehr am Rande auf der Wetzlarer Bahn) kein Schienenverkehr mehr stattgefunden - leistungsfähige Straßenbahnstrecken gibt es in dem Bereich ja seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts nicht mehr. Tausende Fahrgäste wären während der Sommermonate komplett auf unattraktive SEV-Busse angewiesen. Da dies inakzeptabel ist, wurde bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eine Koordinierungsrunde ins Leben zu rufen, die derartige Fehleinschätzungen bei künftigen Baumaßnahmen im Vorfeld verhindern soll und ansonsten bei sich abzeichnenden Krisen eingreifen wird.
Als erste Maßnahme wurde festgelegt, die Termine der Bauarbeiten zu verschieben und nacheinander (statt gleichzeitig) anzusetzen. So wird die S-Bahn vom 28. Mai bis 19. August (zwei Wochen früher) gesperrt, die U-Bahn dagegen vom 20. August bis 7. Oktober (einen Monat später als geplant). Möglich wird diese Verschiebung durch die Erkenntnis, daß unterschiedliche Haupt-Nutzergruppen die S1 bzw. die U1 frequentieren. Die vorher gesehene Notwendigkeit, beide Bauarbeiten in den Sommerferien der Schulen durchzuführen, konnte mit dem Argument entkräftet werden, daß die U1 vorwiegend von den Studenten der FU in Dahlem benutzt wird. Deren Semesterferien liegen aber sehr viel später als die Schulferien.
Als Ergänzung zu den ohnehin nötigen SEV-Linien brachte die IGEB die Expreßbus-Linie X10 ins Gespräch, die von Zoologischer Garten nach Zehlendorf verkehren soll. Diese sollte ursprünglich erst zum Fahrplanwechsel im Herbst (16. September) eingerichtet werden. Durch eine inzwischen beschlossene vorgezogene Einführung kann sie bereits im Sommer sinnvoll den Verkehr aus der City West in die südwestlichen Bezirke unterstützen, und so zahlreichen Fahrgästen die Umgehung des SEV ermöglichen.
IGEB, Abteilung Stadtverkehr
aus SIGNAL 3/2001 (Mai-Juni 2001), Seite 6