Fernverkehr

Kombinierter Verkehr: Wirksames Angebot zur Straßenentlastung oder Nischenprodukt?


IGEB, Abteilung Fernverkehr

1. Jun 2001

Der Kombinierte Verkehr (KV) gilt als volkswirtschaftlich und umweltpolitisch sinnvoll. Die langen Strecken werden gebündelt über die Schiene abgewickelt, Sammeln und Verteilen erfolgt per Lkw über die Straße. Der Durchbruch fand bislang nicht statt, um einerseits die Schiene zu stärken, andererseits die Straße nennenswert zu entlasten.

Die Rahmenbedingungen für den Schienengüterverkehr insgesamt und den Kombinierten Verkehr im Besonderen sind alles andere als günstig. Demgegenüber sind mit dem KV die Verkehrsträger Schiene und Straße nahezu perfekt miteinander verknüpft. Die sich immer mehr verschärfende Wettbewerbssituation auf dem Güterverkehrsmarkt führte in den letzten Jahren zu einer Stagnation des Mengenaufkommens in diesem Bereich, das sich wie folgt entwickelte:

Mit den erzielten Beförderungsmengen insbesondere in den letzten Jahren dürften prognostizierte 90 Millionen Tonnen im Jahr 2010 wohl kaum erreichbar sein.

Gründe für die unbefriedigende Aufkommensentwicklung im Kombinierten Verkehr

Maßnahmen zur Optimierung des Kombinierten Verkehrs Neuordnung des nationalen KV-Angebotes seit 31. Januar 2000

DB Cargo AG und die Kombiverkehr KG haben am 17. November 1999 einen Vertrag über die Neugestaltung des Angebotes im nationalen KV geschlossen. Am 31. Januar 2000 startete dann Kombiverkehr ein eigenständiges Netz mit 26 täglichen Zügen, wobei damit rund 50 verschiedene Verbindungen innerhalb der Bundesrepublik angeboten werden. Eine Neuerung ist, daß die Kombiverkehr die Züge vermarktet und das Auslastungsrisiko übernimmt. Durch den weitestgehenden Verzicht auf Rangierarbeiten können attraktive Beförderungszeiten geboten werden, die Pünktlichkeit der Züge liegt bei über 90 Prozent. Den Spediteuren wurde eine Preisstabilität bis Ende 2001 zugesagt. Allerdings darf bei dieser Neuordnung nicht verschwiegen werden, daß das KV-Angebot zu Lasten aufkommensschwächerer Relationen spürbar gestrafft wurde.

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Um das Mengenaufkommen im Kombinierten Verkehr in wünschenswertem Ausmaß zu steigern, ergibt sich Handlungsbedarf vorrangig im Bereich der Verkehrspolitik, aber auch bei den Bahnen. Die folgende Zusammenstellung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

Handlungsbedarf seitens der deutschen und europäischen Verkehrspolitik

Sicherstellung der Finanzierung für eine zeitlich straffe Umsetzung des DB AG-Projekts „Netz 21". Mit der Einrichtung unabhängiger Netze für den Personen- und Güterverkehr können gegenseitige Behinderungen abgebaut werden.

... und Handlungsbedarf seitens DB Cargo

Die aufgeführten Beispiele zeigen, daß im Kombinierten Verkehr weitere Wachstumspotentiale vorhanden sind. Notwendig ist dazu allerdings der Wille zu entsprechenden Weichenstellungen seitens der Verkehrspolitik; deutlich verbesserungsbedürftig ist weiterhin die Produktqualität bei DB Cargo bezüglich Flexibilität und Zuverlässigkeit, damit das Motto der Bahnreform „Mehr Verkehr auf die Schiene" endlich Realität wird.

IGEB, Abteilung Fernverkehr

aus SIGNAL 3/2001 (Mai-Juni 2001), Seite 17-18