Umland

Nach der BUGA-Halbzeit in Potsdam: Ein ehrgeiziges Verkehrskonzept bewährt sich

Die Bundesgartenschau 2001 scheint ein großer Erfolg zu werden.


Deutscher Bahnkunden-Verband, Regionalverband Potsdam-Mittelmark

1. Okt 2001

Mitte Juli wurde eine Halbzeitbilanz gezogen, die sich sehen lassen kann. Dabei hatte es zu Beginn dieser Veranstaltung nicht danach ausgesehen, daß die Besucherzahlen von 2 bis 2,5 Millionen tatsächlich errichbar wären. Schuld daran war vor allem das in den ersten BUGA-Wochen kalte und unfreundliche Wetter, das sich nachteilig sowohl auf die zunächst im Rückstand befindliche Vegetation als auch auf den Besucherfluß auswirkte. Doch das ist längst Vergangenheit, denn zur Halbzeit konnten bereits mehr als eine Million Besucher gezählt werden, Tendenz weiter steigend.

Daß die BUGA so gut angenommen wird, könnte auch an dem wohldurchdachten Verkehrskonzept liegen, das zunächst einige Zweifler auf den Plan gerufen hatte. So mußte es durchaus als ehrgeiziges Ziel gelten, 35 % der Besucher der BUGA allein mit dem ÖPNV an- und abreisen zu lassen. Busse und Bahnen der Havelbus Verkehrsgesellschaft und vor allem des ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH sollten dabei die Hauptlast tragen, zwischen ViP und BUGA GmbH wurde dazu ein gesonderter Vertrag unterzeichnet. Die Voraussetzungen dafür waren rechtzeitig geschaffen worden: Die Straßenbahn wurde in den Potsdamer Nordraum bis zur Kirschallee verlängert und wenige Wochen vor dem BUGA-Beginn entstand der Abzweig von dieser Strecke ab Haltestelle Campus, Fachhochschule, nach Norden bis zur Viereckremise. Vor allem letzterer Streckenast, an dem sich die Haltestelle BUGA-Park - der Haupteingang zum BUGA-Gelände mit der Biosphärenhalle - befindet, ermöglicht es, die Besucher direkt bis „vor die Tür" zu bringen und dort auch wieder abzuholen. Hier verkehrt alle 20 Minuten die Tramlinie 90, die auf ihrem Weg von Bahnhof Rehbrücke zur Viereckremise am Hauptbahnhof vorbeikommt und so einen Großteil der Besucher auf kürzestem Weg zum BUGA-Park bringt. Wochentags wird diese Linie mit vier Einsetzer-Zügen als 90E verstärkt, am Wochenende sind es sechs zusätzliche Bahnen. Bei besonderen Veranstaltungen sowie an Feiertagen wie 1. Mai und Himmelfahrt sind sogar zwölf zusätzliche Bahnen im Einsatz, so daß alle zwei bis zweieinhalb Minuten eine schnelle Verbindung zwischen BUGA und Hauptbahnhof besteht. Außerdem kann man auch die Linie 92 zur Kirschallee vom Hauptbahnhof nutzen, man muß dann von der Haltestelle Campus, Fachhochschule zur BUGA nur 300 Meter laufen. Zusätzlich besteht das Angebot, die historischen Gotha-Züge zu mieten, was insbesondere für Gruppen interessant ist. Einmal im Monat, am jeweils zweiten Sonntag, betreut die AG Potsdam im Denkmalpflege-Verein Nahverkehr e.V. (DVN) den Gotha-Dreiwagenzuges als Kurs der 90E auf dieser Strecke.

Ein optimales Anbindung zur BUGA (im Foto der Haupteingang an der Haltestelle Viereckremise) stellt die Straßenbahn her. Foto: Alexander Frenzel, August 2001

Noch immer nicht die von den Verkehrsplanern versprochene Leistungsfähigkeit erreicht hat leider bislang die am neuen Potsdamer Hauptbahnhof gebaute Schleife für die Verstärkerfahrten. Bei der Überwindung mehrerer Ampeln geht kostbare Zeit verloren, ein Zug benötigt meist mehrere Minuten für eine Schleifendurchfahrt, da er offenbar keinen Vorrang erhält. Hier sollte nachgebessert werden.

Als vorteilhaft hat sich erwiesen, daß das BUGA-Ticket zugleich ab Berlin-Wannsee als Fahrkarte zur BUGA gilt. Günstig ist dies auch angesichts des erstmals auf einer BUGA angewendeten dezentralen Konzepts, daß heißt, die BUGA besteht nicht mehr nur aus dem traditionellen BUGA-Gelände, sondern in Potsdam gehört außerdem die Bornimer Feldflur, die Orte am Fluß sowie die historische Potsdamer Innenstadt. Es gibt allerhand zu sehen, und die beste Möglichkeit dazu bietet die Straßenbahn, die diese sogenannten BUGA-Kulissen ideal miteinander verbindet. So sind tagsüber viele Besucher mit dem BUGA-Ticket zwischen den verschiedenen Orten unterwegs und erkunden die brandenburgische Landeshauptstadt vor oder nach ihrem „eigentlichen" BUGA-Besuch im Park.

Um die Fahrgäste gut zu informieren, hat sich der Verkehrsbetrieb Potsdam allerhand einfallen lassen, und so ist kaum zu verstehen, daß es immer noch viele Anfragen von Besuchern gibt, die nach dem Weg zur BUGA fragen. Hier kann nur empfohlen werden, die allerorts gut erkennbaren Hinweise, die vielfältige Beschilderung am Hauptbahnhof und an den Haltestellen sowie in den Fahrzeugen zu beachten.

Heute kann festgestellt werden, daß sich das anspruchsvolle Verkehrskonzept zur BUGA 2001 mit seinem hohen ÖPNV-Anteil sowie weiteren Maßnahmen zur Verkehrsorganisation bestens bewährt hat.

Deutscher Bahnkunden-Verband, Regionalverband Potsdam-Mittelmark

aus SIGNAL 6/2001 (September-Oktober 2001), Seite 15