Berlin
In diesem Advent feiert die Künstlerstation zwanzigjähriges Jubiläum, die mittlerweile durch das Geschick von Marktmeister Hartmut Brandstetter ein gern besuchter Advents- und Weihnachtsmarkt geworden ist.
1. Jan 2002
Entstanden ist er am Nikolaustag 1980 in dem nach dem Streik der Reichsbahner und der Stillegung des Bahnhofs von der Bücherei im S-Bahnhof angeregten Nachbarschaftsfest. Bei diesem Stelldichein von Zehlendorfer Kultureinrichtungen, Schulen, Nahverkehrsverbänden und Anwohnern zeigte der Bahnhof sein wirkliches Potential der Begegnung! - Die Öffentlichkeit behauptete ihren Raum. Es dauerte dann noch vier Jahre bis zum Verkehrsverbund und zur Wiedereröffnung.
Inzwischen droht die Entfremdung des Bahnhofs von ganz anderer Seite. Auch jetzt wehrt sich die Öffentlichkeit und versuchte durch ein Fest, das diesmal den ganzen Mexikoplatz als Ensemble umfassen wollte, auf seine besondere Qualität aufmerksam machen. Die beantragte Vollsperrung für den 1. Adventssonntag ist durch schleppende Bearbeitung des Antrags und die hohen Auflagen nicht gelungen.
Dennoch war an diesem 1. Advent auf dem gesamten Bahnhofsvorplatz und im Bahnhof ein Hauch von einem kulturellen Markplatz und nachbarschaftlichen Begegnungsort zu spüren. Dies gelang dank der unermüdlichen, allen Unbilden trotzenden Moderation von Götz Kronburger, dem Chor des Droste-Hülshoff-Gymnasiums mit Frau Kubin, der geglückten Selbstdarstellung des Greenhouse/Theater im Zimmer/Roonstraße, den Trommeln und der Gestik der Bürger für eine bewohnbare Stadt mit Elke Wisniewski, den Gypsy-Ladies, der „Happy Music" von Klaus Fräse, der Drehkunst von Hubert Krüger, den Chansons von Christine Ehlert, den Lesungen von Norbert Adrian, Christoph Spielberg und Rainer Schildberger, den Gesprächen mit Roman Weyl und Harald Kretzschmar, den musikalischen Beiträgen des Kammermusik-Trios Incendo, dem Duo Derya Ülker und Martin Schäfer sowie der Musik von Frau Frank in der Bahnhofshalle und schließlich dem Diskurs mit Volker Hassemer auf der improvisierten Bühne, der die Initiative Kulturbahnhof bestärkte!
Im Rahmen des Festes wollte die Initiative Kulturbahnhof die 4 500 Unterschriften zum Erhalt der Kultur im S-Bahnhof (nach dessen Verlauf) und der vorhandenen, gewachsenen Mischnutzung an die Senatorin für Kulturelle Angelegenheiten übergeben, was wegen der aktuellen Senatsneubildung nicht gelang und nun auf kommenden Adventssonntag verschoben werden soll. Es war gerade der Sinn der Aktion, daß das in der Umgebung des Platzes vorhandene Potential sichtbar und erlebbar wird. - Für die Gewinner eines Stadtteil-Quiz hatten die Gewerbetreibenden , die an diesem Sonntag geöffnet hatten, Prämien ausgesetzt. Allen unseren herzlichen Dank!
Künstlerstation S-Bahnhof Mexikoplatz
aus SIGNAL 9-10/2001 (Dezember 2001 - Januar 2002), Seite 9