Berlin
Kleine Anfrage vom 13. Dezember 2012 und Antwort von Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner, Bezirksamt Pankow von Berlin, vom 24. Januar 2013
6. Mai 2013
Roland Schröder: Vor Jahren wurde das Angebot auf der Linie M 2 zwischen den Haltstellen „Am Steinberg“ und „Heinersdorf (Kehre)“ reduziert. Der Zuzug und die in Planung befindlichen Projekte lassen auf eine stetig steigende Zahl von Fahrgästen schließen, die eine Verbesserung des Angebots erforderlich machen (könnten).
Jens-Holger Kirchner: Zur Beantwortung der Kleinen Anfrage sind die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) um Stellungnahme gebeten worden. Diese wird hier wortwörtlich wiedergegeben.
Wenn nein, welche baulichen und signal-technischen Veränderungen wären für einen 10-Minuten-Takt auf dem benannten Abschnitt zwingend erforderlich und welche Kosten würden für die Realisierung entstehen?
Baulich und signaltechnisch ist es möglich. Aufgrund der geringen Fahrgastnachfrage auf diesem Streckenabschnitt sieht die BVG AöR jedoch keine Notwendigkeit für eine Taktverdichtung.
Zurzeit sind im Berufsverkehr sowie Samstagnachmittag 11 Umläufe im Einsatz. Montag bis Freitag im Tagesverkehr sowie Samstagvormittag verkehren 8 Umläufe und in den restlichen Tageszeiten 6 Umläufe. Im Nachtverkehr sind es 2 Umläufe.
Die Anzahl der Fahrzeuge kann theoretisch unverändert bleiben. Allerdings ist dabei das Fahrplangefüge bei einem 10-Minuten-Takt betrieblich sehr sensibel. Aufgrund der Durchfahrtzeiten von 5 Minuten pro Richtung für den Abschnitt Am Wasserturm—Heinersdorf finden direkt am Beginn und am Ende der eingleisigen Strecke Begegnungen statt. Da eine Ausgleichsreserve bei konstanter Fahrzeugzahl nicht eingeplant werden kann, würde jede Minute Verspätung sich direkt auf die Gegenrichtung übertragen.
Im Sinne eines stabilen zuverlässigen Betriebsablaufs, insbesondere vor dem Hintergrund der Vielzahl LSA-gesteuerter Knotenpunkte entlang der Linie M 2, wäre die Berücksichtigung eines weiteren Fahrzeugs erforderlich.
Die zusätzliche Leistung würde eine Erhöhung des Bestellerentgeltes in Höhe von insgesamt rd. 99,0 Tsd. EUR jährlich nach den Regularien des Verkehrsvertrages erfordern.
Alle Zutaten für eine erfolgreiche Metrolinie sind bei der M 2 Heinersdorf—Alexanderplatz vorhanden: eine schnelle und pünktliche Strecke bis ins Zentrum, eine hohe Reisequalität mit den neuesten Niederflurzügen und vielfältige Verknüpfungen mit anderen gut genutzten Linien an der Haltestelle Heinersdorf, Kirche.
Dennoch verkehren die Züge auf dem Abschnitt zwischen Am Steinberg und der Endhaltestelle Heinersdorf nur im 20-Minuten-Takt, weil sich der Berliner Senat als Besteller weigert, den lächerlichen Betrag von 99 000 Euro im Jahr (!) bereitzustellen, damit die Züge hier wenigstens in der Hauptverkehrszeit im 10-Minuten-Takt nach Heinersdorf verkehren.
Während mangels Ampelvorrangschaltungen und abmarkierten Bahnkörpern in Berlin jedes Jahr mehrere Millionen Euro verschwendet werden, soll nicht einmal ein Bruchteil dieser Summe zur Verfügung gestellt werden, um Heinersdorf attraktiv und mit einem Takt, der den Namen „Metrolinie“ rechtfertig, zu erschließen.
Da die Züge auf dem anderen Abschnitt während des Berufsverkehrs im 5-Minuten-Takt verkehren, wird also nur jeder vierte Zug der M 2 über die Haltestelle „Am Steinberg” hinaus geführt. Das ist nicht nur unattraktiv, sondern auch ungenügend, und führt dazu, dass die Auslastung auf dem Abschnitt zum Alexanderplatz erheblich schwankt – je nachdem, ob die Züge in Heinersdorf oder „Am Steinberg“ gestartet sind bzw. dort enden.
Dabei zeigt gerade die Erfolgsgeschichte der M 2, wie ein stetig verbessertes Angebot mit überproportionaler Nachfragesteigerung belohnt wird: Obwohl der Takt von 10 auf 5 Minuten verdichtet wurde, sind die Bahnen danach voller geworden. Deshalb muss diese Erfolgsgeschichte nun mit einem 10-Minuten-Takt nach Heinersdorf fortgeschrieben werden. Zur Fortschreibung gehört außerdem die nochmalige Kapazitätserhöhung durch den mittelfristigen Einsatz der langen statt der heute verwendeten kurzen Flexity-Züge. Auch eine Verdichtung des M 2-Sonntagsfahrplanes wäre angemessen. Umso mehr ist die Verweigerung des 10-Minuten-Taktes in einem Bezirk, der noch immer erheblich wächst, ein fatales Signal in die falsche Richtung! (af)
Roland Schröder (SPD), Bezirksverordneter in Berlin-Pankow
aus SIGNAL 2/2013 (Mai 2013), Seite 21-22