Berlin

RB 27: Fahrzeiteinsparung mit Vor- und Nachteilen


IGEB, Abteilung Fahrgastbelange

1. Mär 2002

Eine Beschwerde erreicht die „Kummerkarten-Redaktion" von einem Leser aus Wandlitz. Statt der angekündigten verbesserten Angebote im Regionalverkehr, mit dem Ziel die Fahrzeit zwischen Groß-Schönebeck und Berlin-Karow um 18 Minuten zu reduzieren, ist es seit dem Fahrplanwechsel im September 2001 zu einer Fahrzeitverlängerung für stadteinwärts fahrende Reisende gekommen. Gab es früher einen einminütigen Anschluß von der RB 27 zur S 4 am Bahnhof Karow, sieht der neue Fahrplan eine achtminütige Übergangszeit auf dem zugigen Bahnhof vor. Real muß nun also der zehn Minuten später verkehrende Zug, der von der S 2 befahrenen Linie benutzt werden. Die gleichzeitig eingeführte Fahrzeitverkürzung von drei Minuten auf der Fahrt stadtauswärts Richtung Basdorf, mutet angesichts der verlängerten Fahrzeit stadteinwärts gering an. Insgesamt nämlich müssen sich die Fahrgäste bei einer Hin- und Rückfahrt 13 Minuten täglich wartend auf diesem Bahnsteig aufhalten - bis zum Fahrplanwechsel im September waren es nur sechs Minuten.

S- und Regionalbahnhof Karow. Foto: Frank Böhnke

Auch der nunmehr vollständig mit den neuen Gelenktriebwagen der Baureihe 646 durchgeführe Betrieb auf dieser Linie kann unserem Leser nicht nur Freudenrufe entlocken. Die gegenüber den früher hier eingesetzten Wagenzügen erheblich reduzierte Sitzplatzanzahl, reicht in Zeiten mit erhötem Fahrgastaufkommen (Berufsverkehr) nicht aus. Fahrgäste müssen häufig mit einem Stehplatz vorlieb nehmen und die Mitnahme eines Fahrrades ist zu diesen Zeiten unmöglich, da bei vorschriftsmäßigem Transport weitere Sitzplätze blockiert wären. Die Zustände während der Sommerferienzeit und an den Wochenenden, an denen viele Ausflügler mit und ohne Fahrräder die RB 27 benutzen, mag sich unser Leser lieber nicht ausmalen. Anders als bei den älteren Triebwagen der Baureihe 628 klagt der Leser hier über die verringerte Beinfreiheit der Sitzplätze in der Reihe und in Vierergruppen, obwohl bei den Bahnherstellern die Erkenntnis angekommen sein müßte, daß die Menschen in Mitteleuropa durchschnittlich größer und nicht kleiner werden.

IGEB, Abteilung Fahrgastbelange

aus SIGNAL 1/2002 (Februar/März 2002), Seite 17