Brandenburg

Verwunderliches zum Kaiserbahnhof


Deutscher Bahnkunden-Verband, Regionalverband Potsdam-Mittelmark

1. Mär 2002

Im Zusammenhang mit der aktuellen Entwicklung zum Kaiserbahnhof (dem heutigen Bahnhof Park Sanssouci) können sich die Potsdamer nur wundern - und das gleich aus mehreren Gründen.

Bekanntlich hat sich die DB AG nach langem Zaudern und Zögern dazu entschlossen, das Areal zu einer bahneigenen Schulungsstätte auszubauen. Erstens fragt man sich nun, weshalb die Landesregierung sich dazu bereit findet, diese Aktion ohne Absprache mit der Stadt zu fördern. Hier wird mit Steuergeldern die Entwicklung des Potsdamer Mittelstandes erheblich behindert, denn zwei Potsdamer Gastronomen haben bereits eine sechsstellige Summe in die Planung für ein auch touristisch interessantes Projekt gesteckt - alles für die Katz'? Zweitens fragt man sich, wo die Reaktion der sonst so um den Denkmalschutz besorgten Leute aus Potsdam bleibt: immerhin soll hier ein Denkmal auf Jahre hinaus weiterhin der Öffentlichkeit entzogen und somit auch aus dem Zusammenhang mit seiner Nachbarschaft, den Parkanlagen, gerissen werden. Und schliesslich drittens die Frage: Weshalb nutzt die DB AG für ihre Führungsakademie nicht eigene Flächen, die zudem noch verkehrsgünstiger liege und wegen hoher Grundstückspreise keiner anderen Verwertung zugeführt werden können? Erinnert sei nur zum einen an das Gelände des ehemaligen Raw Potsdam und zum anderen an eine Fläche im nördlichen Bereich des Bahnhofs Griebnitzsee (zwischen der Bebel- und Breitscheidstraße). Auf der letztgenannten Fläche befand sich bereits früher ein Schulungszentrum der Bahn. Zustand und Preis dieses Areals werden jeden anderen Investor ohnehin abschrecken; eine baldige anderweitige Verwertung ist unwahrscheinlich.

Sollte die DB AG an den Plänen zum Umbau des Kaiserbahnhofs festhalten, so bestärkt sich der Eindruck, dass die Vorstandsetage der DB AG mit ihrem Prunk und Pomp (Firmenzentrale am Potsdamer Platz, obwohl für andere, leerstehende Gebäude weiterhin Miete gezahlt werden muß) sich ihren Luxus von den Fahrgästen und Steuerzahlern finanzieren lässt.

Deutscher Bahnkunden-Verband, Regionalverband Potsdam-Mittelmark

aus SIGNAL 1/2002 (Februar/März 2002), Seite 30