Niedersachsen
1. Nov 2002
Seit 1996 befürchteten mehrere Nahverkehrsunternehmen in Schleswig-Holstein und Hamburg, dass sich nicht zuletzt durch Regionalisierung, Bahnreform und knapper Haushaltskassen schnell Lücken im Nah- und Regionalverkehr aufreißen, für die sich weder ein Verkehrsunternehmen noch ein Verkehrsverbund noch eine Zweckgemeinschaft zuständig fühlen. Die Norddeutsche Nah Verkehrsgesellschaft (NNVG) wurde gegründet.
Seit 2001 ist die NNVG Mehrheitsgesellschafter der Nordfriesischen Verkehrsbetriebe AG (NVAG). Dadurch konnte die von vielen Kurswagenläufen aus Köln, Prag und Berlin bekannte Seebäderstrecke Dagebüll - Niebüll erhalten werden. Die Strecke Niebüll - Bundesgrenze (Tondern, Dänemark) ist reaktiviert und seit 25. Juni 2001 wird auch der Halt Süderlügum bedient. In Kooperation mit dänischen Privatbahnen können jetzt Güterzüge fahren.
Zum Jahreswechsel 2001/2002 startete die „Güterbahn Schleswig-Holstein". Im Jahr 2001 wurde bekannt, dass sich die DB Cargo im Zuge der Konzeption „MORA C" unwiderruflich aus der Bedienung zahlreicher Ladepunkte im Norden und an der Westküste Schleswig-Holsteins zurückzog. Die NNVG organisierte kurzfristig zusammen mit der NVAG und Angelnbahn die Bedienung mit einem Güterzug vom Rangierbahnhof Maschen (bei Hamburg) nach Flensburg, Rendsburg und zur Marschenbahn an der Westküste. Dadurch hat unter anderem auch die Insel Sylt, die über den Hindenburgdamm auf der Schiene mit allen Gütern des täglichen Bedarfs als auch mit Sand für den Küstenschutz (Dünen) versorgt wird, weiterhin Güterbahn-Anschluss.
Vor allem für dies Engagement zugunsten der Güter-Bahnkunden wurde die NNVG vom Deutschen Bahnkunden-Verband für den Schienenverkehrspreis vorgeschlagen.
Ein weiteres Projekt ist die inzwischen erfolgreiche Bewerbung beim Land Schleswig-Holstein um die Vergabe des Ersatzangebots für die IR-Züge zwischen Flensburg und Hamburg, die DB Reise und Touristik ab 15. Dezember 2002 streicht. Für die geplanten acht Zugpaare zwischen Padborg und Hamburg wird die NNVG lokbespannte Züge nicht kaufen, sondern leasen und so ein Beispiel geben, dass auch im Norden kleinere Verkehrsunternehmen in den Geschäftsbereich „Schienenpersonennahverkehr" einsteigen können, ohne vorher im Lotto das große Los gezogen haben zu müssen.
DBV Niedersachsen-Bremen
aus SIGNAL 5/2002 (November 2002), Seite 37