Berlin

Rute statt Bescherung

Der Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2002 war für die Bahnfahrgäste kein Freudentag.


IGEB

1. Mär 2003

Neue Fahrpläne und neue Tarife bei der Deutschen Bahn AG. Der 15. Dezember sollte eine neue Ära im Schienenverkehr einleiten. Doch die meisten Kunden sind verärgert, auch der Berliner Fahrgastverband IGEB.

Verärgerung über das neue Tarifsystem

Am 13. Dezember 2002 befasste sich die Mitgliederversammlung des Berliner Fahrgastverbandes IGEB mit den neuen Tarifen bei der Bahn und beschloss einstimmig: Das neue Tarifsystem der DB AG muss vereinfacht und verbessert werden. Entgegen der vollmundigen Werbung der DB ist der neue Tarif nicht einfacher, aber für eine Vielzahl der Bahnkunden teurer. Zentrale IGEB-Forderungen sind die Anerkennung der 25- und 40-Prozent-Rabatte auch für einfache Fahrten und vor allem die Beibehaltung der bisherigen Bahncard 50. Die in der letzten Zeit große Nachfrage nach dieser Karte zeigt eindrucksvoll, wie ungebrochen attraktiv dieses Angebot ist: Einmal zahlen und dann ohne jede Zugbindung immer zum halben Preis fahren.

Fehlende Interregios

Die Streichung eines Großteiles des IR-Zugangebotes bedeutet für zahlreiche Fahrgäste Angebotsverschlechterungen und Verteuerungen. Zwei Beispiele aus Berlin:

Kein Kursbuch-Verkauf

Der Konfrontationskurs der DB AG gegenüber anderen Bahnanbietern ist aus Kundensicht ohnehin zu verurteilen. Doch mit ihrem harten Kurs, die Connex-Angebote nicht im Kursbuch abzudrucken, hat die DB AG nun ein Eigentor geschossen, dessen Folgen aber vor allem die Bahnkunden schmerzvoll spüren: Nach einem Gerichtsentscheid musste die DB AG den Kursbuch-Verkauf einstellen - ausgerechnet jetzt zum Fahrplanwechsel.

Der Unfug mit dem Hauptbahnhof

Schwere Zeiten für die Bahn. Da muss man Prioritäten setzen. Deswegen kümmerte sich Bahnchef Hartmut Mehdorn in diesem Jahr intensiv um die Umbenennung des Lehrter Bahnhofs und entschied nach einer scheindemokratischen Umfrage, dass der Bahnhof so heißt, wie die Abstimmenden es nicht wollten: Berlin Hauptbahnhof. Jetzt hat Berlin also einen Hauptbahnhof, der nur ein S-Bahn-Haltepunkt in einer Bauwüste ist und an dem noch vier Jahre lang kein einziger Regional- oder Fernzug halten wird und bei dem es keine Bahnhofsinfrastruktur und kein Umfeld gibt. Mehdorns Initiative verdient einen Sonderpreis für Kundendesinformation (siehe vorhergehende Seite).

IGEB

aus SIGNAL 1/2003 (Februar/März 2003), Seite 18