Berlin

Gekürzte S-Bahnzüge auf dem Ring

Unser Leser Jörg Krüger aus Schöneiche bei Berlin schrieb Anfang 2005 seine Probleme mit gekürzten S-Bahnzügen auf der Ringbahn an die S-Bahn Berlin GmbH. Mit seiner Zustimmung veröffentlichen wir diese Korrespondenz, da der Berliner Fahrgastverband IGEB schon mehrfach Beschwerden wegen zu kurzer S-Bahnzüge auf dem Ring erhielt.


IGEB S-Bahn und Regionalverkehr

1. Jul 2005

Herr Krüger schrieb unter anderem: „Der Fahrplanwechsel ist inzwischen Geschichte und die Schwierigkeiten sind da! Viele Fahrgäste fahren mit der Ringbahn zwischen Papestraße und Gesundbrunnen und umgekehrt. Dort sind die Züge am stärksten besetzt. Und dort hat man teilweise schon bei einem 8-Wagen-Zug Schwierigkeiten, zu bestimmten Zeiten in den Zug hinein zu kommen. Ich erlebe das mehrmals in der Woche. Und jetzt fährt man mit nur sechs Wagen!?

Sicherlich müssen Sie als Unternehmen sparen, das ist auch verständlich! Aber seit mindestens zwei Jahren fahren auf der S 46 bis zum Betriebsschluß 8-Wagen-Züge, und die sind dort nicht gerade gut besetzt. Jetzt sieht es so aus, als ob Sie die Kosten der letzten Jahre wieder einsparen müssen. Seien Sie flexibeler und machen es wie andere S-Bahnen, wie zum Beispiel Hamburg, Hannover, München, und hängen Sie je nach Bedarf Wagen an oder ab. Zumal Sie an ihrer Betriebswerkstatt in Grünau vorbeifahren. Ich kann mich noch erinnern, daß vor cirka zwei Jahre am S Bahnhof Greifswalder Straße Züge getrennt wurden (am Bahnsteig)."

Antwort der S-Bahn

Die S-Bahn Berlin GmbH Kundenbetreuung antwortete bereits einige Tage später: „Leider ist es nicht ganz so einfach, wie Sie sich das vorstellen. Wir sind aus wirtschaftlichen Gründen angehalten, unser Leistungsangebot der aktuellen Nachfrage anzupassen und entsprechend zu reagieren. Zu jeder getroffenen Entscheidung sind unsererseits entsprechende Maßnahmen wie Verkehrszählungen u. ä. vorangegangen.

Bei der S 46 ist es so, daß der 6-Wagenzug auf dem Streckenabschnitt von Adlershof/Grünau bis nach Königs Wusterhausen und zurück als durchaus ausreichend einzuschätzen ist. Anders ist die Situation auf dem Ring zu gewissen Spitzenzeiten (Berufsverkehr). Eine generelle Überbelegung oder ein beeinträchtigter Fahrgastwechsel ist dabei nicht zu verzeichnen. Nachgewiesen ist, daß es bei dieser verstärkten Fahrgastfrequentierung nur einen Teil der Gesamtstrecke einer Ringlinie betrifft und es auf anderen Teilstücken zu einer normalen Belegung kommt. Hier müssen wir in diesem Fall die Wirtschaftlichkeit in den Vordergrund stellen. Der entsprechende Mehraufwand (längere Züge, Schwächung und Verstärkung von Zügen im Zusammenhang mit dem dazu notwendigen Personalkosten etc., Unterhaltung- und Wartungskosten und anderes) ist zur Zeit nach jetzigen Einschätzungen nicht gerechtfertigt.

Exakt wirtschaften

Durch den Verkehrsvertrag mit dem Besteller für Verkehrsleistungen bei der S-Bahn Berlin (Berliner Senat, Land Brandenburg) sind wir an rund 29 Millionen Zugkilometer pro Jahr vertraglich gebunden, die einen Einsatz von rund 650 Viertelzügen (Ein Viertelzug entspricht zwei Wagen) erforderlich machen. Mit diesem Fahrzeugpark müssen wir exakt wirtschaften. Das heißt für uns, diese Fahrzeuge müssen so optimal wie möglich den entsprechenden Fahrgastzahlen angepaßt werden. Es ist uns somit nicht mehr möglich, eine vorhandene Sitzplatzgarantie auch zukünftig auf allen Linien weiterhin anzubieten. Wir sind uns dabei der Tatsache sehr wohl bewußt, daß es zu den Spitzenzeiten jetzt etwas enger ist. Dafür bitten wir um Ihr Verständnis. Wir werden in den nächsten Tagen und Wochen weitere Verkehrszählungen durchführen und das Verkehrsverhalten unserer Kunden auf den Ringlinien im Auge behalten.

Uns ist durchaus bewußt, daß wir mit unseren Erklärungen bei Ihnen keine Begeisterungsstürme hervorrufen werden. Keinesfalls erwarten wir Ihre ungeteilte Zustimmung dazu. Wir bedauern, Ihnen hier keine für Sie positive Antwort geben zu können.

Ihr Schreiben ist bei uns registriert und wird in die regelmäßigen Auswertungen des Fachbereiches Betrieb einfließen."

IGEB S-Bahn und Regionalverkehr

aus SIGNAL 2/2005 (April/Mai 2005), Seite 8