Berlin
Die Einstellung der DB-Bauinfos für Bahnfahrer war noch nicht der Tiefpunkt
1. Mai 2005
In keiner anderen Region wird so viel im Bahnnetz gebaut wie in Berlin und Brandenburg. Das ist gut so, damit das Netz leistungsfähig wird bzw. bleibt. Damit einhergehen muß aber eine gute Information über Fahrplanabweichungen während des „Bauens unter dem rollenden Rad". In dieser Hinsicht erlebten die Fahrgäste zuletzt massive Rückschritte.
Bis Ende 2003 gab es vorbildliche Fahrgastinformation mit den wöchentlich kostenlos erscheinenden Faltblättern „Max, der Maulwurf - Bauinfos für Bahnfahrer" Doch dann sollte gespart werden. Die Faltblätter sollten nicht mehr erscheinen. Aber schon eine Woche nach der Ankündigung waren sie nach Protesten der Fahrgäste wiederauferstanden.
Im Sommer 2004 machte man aus dem bis dahin sehr guten und informativen Faltblatt eine Sparvariante. Die Übersichtskarten wurden entfernt, durch den Schwarz-Weiß-Druck fielen die wichtigen Kennfarben weg und statt der normalen Bahnhofsbezeichnungen wurden Abkürzungen verwendet, die nur ortsansässige Autofahrer verstehen konnten. Wer vermutet schon unter HST die Hansestadt Stralsund? Der nächste Schritt war dann, wie in SIGNAL 1/05 berichtet, die Einstellung des Blattes Ende 2004. Angeblich wegen Leserschwunds.Was blieb dem informationslosen Bahnfahrer übrig, als den E-Mail-Newsletter der Bahnbaustellen zu ordern. Den gab es zwar nur in reiner Textform, so daß er nicht sonderlich übersichtlich war, aber dafür enthielt er wenigstens alle relevanten Informationen. Im März 2005 dann der nächste Schock: Den E-Mail-Newsletter sollte es von nun an nur noch linienbezogen geben. Sodann hatte der informationshungrige Fahrgast für die Region Berlin-Brandenburg schon einmal 34 E-Mails in seinem Postfach, alle mit einem pdf-Anhang, der nur die Informationen für EINE Linie enthält. So mußte zum Beispiel jemand, der nur auf der Strecke von Gesundbrunnen nach Friedrichstraße fahren will, die Meldungen für drei Linien durchstöbern und fand dabei viele Meldungen mehrfach vor.
Da nach dieser Frechheit nicht wenige Fahrgäste ihren Ärger äußerten, sah man sich offensichtlich bei DB Projektbau in der Pflicht, wenigstens etwas halbwegs Übersichtliches bereitzustellen. Es gibt nun die Möglichkeit, ALLE Bauinformationen für die Region in nur EINER E-Mail, allerdings ebenfalls nur als pdf-Anhang, zu erhalten. Die Informationen sind dort recht brauchbar zusammengefaßt. Allerdings ist das krampfhafte Festhalten am pdf-Format ist zu bemängeln. Eine ganz normale HTML-Internetseite mit den Infos, die auf Wunsch auch als HTML-E-Mail oder pdf abonniert werden können, wäre wünschenswert.
Und was wurde aus den Übersichtskarten, auf denen, jeweils für S- und Regionalverkehr getrennt, ein stark vereinfachtes Liniennetz sofort aufzeigte, in welchen Bereichen zu welchen Tagen mit Einschränkungen zu rechnen ist? Die Karte für die S-Bahn steht seit kurzem wieder als Download bereit. Die Regio-Karte bleibt aber bis heute verschwunden.
Und wie wäre es mit einem Informationsangebot für mobile Endgeräte wie Handy oder PDA? Wenn man unterwegs Informationen in gedruckter Form nicht mehr zur Verfügung hat, so müssen wenigstens Ausweichmöglichkeiten geschaffen werden.
Nach Auskunft von DB ProjektBau liegen solche Projekte bereits in den Schubladen. Woran es fehle, sei natürlich das Geld und das Personal. Der vorhandene Mitarbeiterstab ist vollständig damit beschäftigt, den Status quo aufrechtzuerhalten. Fortsetzung folgt, (hm)
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
aus SIGNAL 2/2005 (April/Mai 2005), Seite 10