Aus den Verbänden

15 Jahre Deutscher Bahnkunden-Verband


DBV

1. Mai 2005

In den bewegten Zeiten der politischen Wende in Deutschland zeigten zahlreiche Menschen aus der DDR großes Interesse am Wirken des Berliner Fahrgastverbands IGEB, des Berliner Schienenverkehrs-Verbands sowie des westdeutschen Fahrgastverbands Pro Bahn. Deshalb waren diese auch eingeladen, als sich vor 15 Jahren, am 10. April 1990, im Haus des Reichsbahnamtes 1 am Bahnhof Berlin-Lichtenberg zahlreiche Bahnkunden und Eisenbahner aus der DDR trafen, um über die Zukunft der Eisenbahn in der DDR sowie die Bildung regionaler Initiativgruppen zu diskutieren. Als Gäste waren Vertreter der Generaldirektion der Deutschen Reichsbahn (DR), der Berliner Verkehrsbetriebe (BVB), des Verkehrsbetriebes Potsdam und des DDR-Verkehrsministeriums anwesend sowie der damalige Pro Bahn-Bundesvize Gerhard J. Curth zusammen mit seinen Vorstandskollegen aus den Berliner Fahrgastverbänden.

Vereinigung der Landesverbände Berlin Ost und West im Herbst 1990, von links: Jörg Hermann, ehemaliger Präsident Pro Bahn Ostdeutschland, sein Nachfolger Georg Nowinski, und der neue Landesvorstand Berlin, bestehend aus Gerhard J. Curth, Vorsitzender, Georg Radke, Schatzmeister, und Sven Munzinger, Geschäftsführer Foto: Archiv DBV

Die Diskussionen mündeten schließlich noch am selben Tag in die Gründung von „Pro Bahn - Fahrgastverband der DDR" Zum Verbandspräsidenten wurde Jörg Herrmann aus Berlin-Prenzlauer Berg und zu seinem Stellvertreter Georg Nowinski aus Berlin-Mahlsdorf gewählt, der gleichzeitig Ost-Berliner Pro Bahn-Landesvorsitzender wurde. Am 18. Juni 1990, wurde der Verband unter der Nr. 402 in das Vereinigungsregister des Stadtbezirksgerichts Berlin-Mitte eingetragen.

Der Name „Pro Bahn" wurde auf Anregung von Gerhard J. Curth gewählt, um nach einer möglichen staatlichen Vereinigung mit dem gleichnamigen westdeutschen Schwesterverband zu fusionieren. Beide Verbände einigten sich schon sehr schnell darauf, künftig auf fachlicher Ebene gemeinsam zu tagen, zum Beispiel im Bundesausschuß und Verbandsrat. Man einigte sich außerdem auf die vom Westverband herausgegebene „Pro Bahn Zeitung" als gemeinsames Sprachrohr, gründete in Eisenach die gemeinsame „Deutsche Fahrgastakademie" und schloß mit der DR einen Projektvertrag „Pro Bahnhof" zum Erhalt des historischen Erbes der Bahn. Dadurch wurde beispielsweise der „Wilde Robert", die heutige Döllnitzbahn, gerettet.

Mit der staatlichen Vereinigung kam jedoch noch nicht die Vereinigung der beiden Staatsbahnen Deutsche Bundesbahn und Deutsche Reichsbahn. Deshalb wollte die Mehrheit der ostdeutschen Pro Bahn-Mitglieder in den inzwischen in allen ostdeutschen Ländern gegründeten Pro Bahn-Landesverbänden bis zur Zusammenlegung der beiden Bahnen einen eigenständigen Fahrgastverband als Partner zur DR beibehalten.

In Berlin indes fusionierten die Landesverbände Ost und West unter gleichzeitiger Eingliederung des seit 1983 bestehenden Berliner Schienenverkehrs-Verbandes mit seinen 19 Vereinen. Durch die Vereinigung wechselte der bisherige West-Berliner Landesverband nunmehr zum „Pro Bahn Hauptverband ostdeutscher Länder". Georg Nowinski löste Jörg Herrmann als Verbandspräsident ab; übergab jedoch 1991 diese Aufgabe an den damaligen Berliner Landesvorsitzenden Gerhard J. Curth, der dieses Amt bis dato innehat.

Mit der sich abzeichnenden Zusammenfassung von DB und DR zur Deutschen Bahn AG wurden die Fusionsverhandlungen zwischen den beiden deutschen Pro Bahn-Verbänden wieder aufgenommen. Diese Gespräche wurden von der Westseite durch den Bundesgeschäftsführer Norbert Moy und den Landesvorsitzenden von Baden-Württemberg, Josef Schneider, sowie auf östlicher Seite durch den Verbandspräsidenten Gerhard J. Curth und den Landesvorsitzenden von Brandenburg, Stephan Müller, geführt. Obwohl die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen wurden, scheiterte die Fusion der beiden Verbände an der Ablehnung durch Gremien des Pro Bahn-Bundesverbandes (West).

Erster Landesvorstand Sachsen 1990, von links: Lutz Steinert, stv. Landesvorsitzender, Wolfgang Kurschat, Landesvorsitzender, Andreas Franzke, stv. Landesvorsitzender, Gerd Pietzsch, Schatzmeister Foto: Archiv DBV

Im Frühjahr 1994 wurde die Zusammenarbeit eingestellt. Aus dem ostdeutschen Pro Bahn-Hauptverband wurde der Deutsche Bahnkunden-Verband - Bundesverband (DBV). Ab 1996 gründeten sich in Bayern, Bremen, Rheinland-Pfalz und Saarland die ersten DBV-Landes- und Regionalverbände; Pro Bahn & Bus Hessen wechselte von Pro Bahn zum DBV.

Gemeinsame Fahrgastakademie von Pro Bahn Ost und West im Fürstenbahnhof Eisenach 1992. Foto: Archiv DBV

Der DBV gab zunächst die verbandseigene Zeitschrift „Bahnimpulse" heraus, die jedoch aus Kapazitäts- und Kostengründen bald wieder eingestellt werden mußte. Im lahr 2003 einigte sich der DBV mit seinem Berliner Mitgliedsverband IGEB auf die gemeinsame Herausgabe der seit 1980 eingeführten Berliner Fahrgastzeitschrift SIGNAL, womit deren bundesweite Verbreitung verbunden wurde. Inzwischen haben die einzelnen Verbände in Deutschland ihre Schwerpunktaufgaben gefunden und gehören gemeinsamen Gremien an, so zum Beispiel dem Europäischen Fahrgastverband und zahlreichen Fahrgastbeiräten.

In der kommenden SIGNAL-Ausgabe werden wir auf 15 Jahre Verbandsarbeit des DBV zurückblicken.

DBV

aus SIGNAL 2/2005 (April/Mai 2005), Seite 28