Brandenburg

Auftakt für den Elbe-Elster-Express

LEADER+-Projekt für Brandenburgs erste Bürgerbahn bewilligt


DBV-Förderverein Elbe-Elster-Express

1. Sep 2005

Es kehrt wieder Leben ein auf den Gleisen der Niederlausitzer Eisenbahn im südlichen Land Brandenburg. Bereits seit der Übernahme dieser Strecke von Herzberg (Elster) Stadt nach Beeskow Ende 1998 durch die Deutsche Regionaleisenbahn GmbH ist der zuvor durch die DB gänzlich eingestellte Schienenpersonennahverkehr zu bestimmten Anlässen, wie z. B. dem Schliebener Moienmarkt, wieder aufgenommen worden. Nun soll ein innovatives Bürgerbahn- Projekt, der Elbe-Elster-Express, für die Schaffung eines touristisch orientierten regelmäßigen Zugverkehrs zwischen Falkenberg und Schlieben sowie bedarfsweise über Hohenbucko-Lebusa bis Luckau-Uckro (mit DB-Anschluss) sorgen.

Hoffnung auf Fremdenverkehr

Die im Landkreis Elbe-Elster gelegenen Anliegergemeinden unterstützen dieses Vorhaben mit allen Kräften. Der Grund: Die strukturschwache Region war einst stark landwirtschaftlich geprägt, setzt heutzutage jedoch alle Hoffnung in die Entwicklung des Fremdenverkehrs. Die abwechslungsreiche Landschaft mit seichten Hügeln, Wäldern und Flüssen bietet hierfür gute Voraussetzungen, doch mangelt es an der verkehrlichen Erschließung. Die Bahn verkehrt nur noch auf den tangierenden Hauptstrecken.

Wer vom Großraum Berlin aus anreist kommt nur bis Herzberg oder Falkenberg. Eine ergänzende Buserschließung ist zumindest am Wochenende nicht vorhanden. Selbst die Straßenanbindung ist aus Richtung Berlin sehr zeitraubend. Somit richten die Gemeinden hohe Erwartungen in den Elbe-Elster-Express. Das reizvolle Wald- und Heideland mit seinen vielfältigen touristischen Angeboten kann dann auch wieder an den Wochenenden von Gästen besucht werden, die auch ohne Auto mobil sein möchten. Die Anreise wäre über den DB-Knotenbahnhof Falkenberg und bedarfsweise über den DB-Bahnhof Luckau-Uckro möglich.

Eigenwirtschaftliche Bürgerbahn

Mit dem Bürgerbahnprojekt werden die Weichen für die Reaktivierung von Nahverkehrsstrecken in der Fläche gestellt. Das Bürgerbahnprojekt schließt die Lücken zwischen alltäglich betriebenen Strecken und gänzlich brachliegenden Verbindungen. Es eignet sich vor allem dort, wo nur saisonal oder an den Wochenenden Verkehrsbedarf gegeben ist, also für touristische oder freizeitorientierte Verkehre.

Das Grundprinzip der Bürgerbahn besteht in einer weitgehend eigenwirtschaftlichen Durchführung des laufenden Fahrbetriebs. Dieses gelingt beim Elbe-Elster-Express nur durch den kostengünstigen Betrieb des Streckengleises der vom Deutschen Bahnkunden-Verband e.V. (DBV) gegründeten Deutschen Regionaleisenbahn GmbH. Der Fahrbetrieb wird - in Anlehnung an erfolgreiche Bürgerbusprojekte - zudem unter Einsatz ehrenamtlichen Personals in der Trägerschaft des DBV-Fördervereins Elbe-Elster-Express e. V. durchgeführt

Beschäftigung für Jugendliche aus der Region

Das Bürgerbahn-Projekt Elbe-Elster-Express im Süden des Landes Brandenburg startet im Mai 2006 mit Wochenendfahrten zwischen Schlieben und Falkenberg (Elster). Grafik: Georg Radke

Ein wesentlicher Bestandteil der Projektdurchführung ist die Einbindung von interessierten Jugendlichen. Es wird das Ziel verfolgt, Kindern und Jugendlichen eine hochwertige Möglichkeit der Beschäftigung zu geben. Dieses erscheint in der strukturschwachen Region des Elbe-Elster-Kreises als eine vordringliche Aufgabe, zumal es nur wenige Betätigungsmöglichkeiten gibt. Die Jugendlichen werden durch eine aktive Einbeziehung in den - vorrangig am Wochenende durchzuführenden - Bahnbetrieb in eine verantwortungsvolle Tätigkeit gebracht. Kreativität und Phantasie werden gefordert, wenn es um die Lösung von Problemen geht. Es werden Einblicke gegeben, die die spätere Berufswahl beeinflussen werden. Durch den Umgang mit den Fahrgästen wird das Selbstbewusstsein in hohem Maße geschult. Die Jugendlichen werden an ein umweltgerechtes Verkehrsverhalten herangeführt.

Investitionen nötig

Bevor der Elbe-Elster-Express jedoch so richtig ins Rollen kommt, muss erst einmal investiert werden:

Diese Maßnahmen wurden durch Eigenleistungen der DRE schon vorbereitet. Zukünftig werden zudem die Gemeinden - insbesondere auch im Haltestellenbereich - tätig.

EU-Gelder eingeworben

Von größter Bedeutung ist allerdings, dass auch Mittel der EU-Gemeinschaftsinitiative LEADER+ eingeworben werden konnten. Die Bewilligung eines entsprechenden Projektantrages erfolgte am 20. Juli 2005. Es werden rund 280.000 Euro für die investiven Projektvorhaben zur Verfügung gestellt. Möglich wurde diese Förderung auch durch das gute Zusammenspiel mit der koordinierenden LAG „Wald- und Heideland e.V." und ihren Mitgliedern.

Mit der Bewilligung müssen die Maßnahmen umgehend getätigt werden. Die in der Regel notwendigen Ausschreibungen werden gegenwärtig vorbereitet. Der Zeitplan ist eng, denn bis Anfang Dezember müssen alle Investitionen umgesetzt werden.

Fünf Zugpaare ab Mai 2006

Der planmäßige Wochenendverkehr ist dann ab 2006 immer als Saisonverkehr im Zeitraum Mai bis Oktober geplant. Vorgesehen sind täglich bis zu fünf Fahrtenpaare im Streckenabschnitt Falkenberg (Elster)—Schlieben mit Anschluss an die DB-Züge. Zu bestimmten Anlässen - wie zum Beispiel dem alljährlichen Schliebener Moienmarkt - werden zusätzliche Fahrten nach einem Sonderfahrplan eingelegt. Auch kann der Triebwagen für bestellte Sonderfahrten genutzt werden. Der Bereich des Elbe-Elster-Express wird auch von den durchgehenden DRE-Zugfahrten der Kursbuchstrecke 213 Beeskow West—Riesa erfasst.

DBV-Förderverein Elbe-Elster-Express

aus SIGNAL 4/2005 (August/September 2005), Seite 15