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Ostbahn: Berlin—Gorzöw mit Zukunft

Hochkarätig besetzt war das Podium der 21. Internationalen Ostbrandenburger Verkehrsgespräche am 15. September im Business and Innovation Centre in Frankfurt an der Oder. Knapp 100 Experten aus Polen, Brandenburg und Berlin hatten sich eingefunden, um über die Schienenverbindungen zwischen beiden Ländern zu diskutieren.


Frankfurter Institut für umweltorientierte Logistik e.V.

1. Nov 2005

Einen Schwerpunkt dabei bildete die sogenannte Ostbahn zwischen Berlin und Gorzöw Wielkopolski (Landsberg/Warthe), denn die Vertreter aus Politik, Verkehrswirtschaft und Wirtschaft waren sich einig, dass es vor allem darum geht, praktisch erlebbare Pilotprojekte zu initiieren, um die alles andere als zufriedenstellende Situationen zu verbessern. Deshalb soll die Ostbahn in drei Jahren zu einer modernen, leistungsfähigen und kundenorientierten Verkehrsverbindung entwickelt werden, die die Grenzregionen der beiden EU-Länder stärker miteinander verbindet. „Wir wollen eine durchgängig vorerst mit 100 km/h befahrbare Strecke und eine Zugverbindung ohne den bislang obligatorischen längeren Zwischenstopp an der Grenze", erläuterte Karl-Heinz Boßan vom gastgebenden Frankfurter Institut für umweltorientierte Logistik e.V.

Lobbyarbeit dafür soll eine „Internationale Interessengemeinschaft Ostbahn" leisten, für die es in der Podiumsdiskussion von deutscher und polnischer Seite uneingeschränkte Zustimmung gab. Im Oktober werden erste Gespräche zum Prozedere der Konstituierung geführt. Die Unterstützung durch das Zusammenwirken der verkehrspolitischen Gremien der Länder Berlin und Brandenburg sowie der Wojewodschaft Lubuskie ist dabei als unverzichtbare Voraussetzung zugesagt. Die Bereitschaft zur Unterstützung ist auch vom Bereich Verkehr der Botschaft der Republik Polen signalisiert worden.

Die Westliche Industrie- und Handelskammer Gorzöw und das Frankfurter Institut für umweltorientierte Logistik e.V. werden die Handelnden für dieses Pilotprojekt sein. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg GmbH (VBB) und der Landkreis Märkisch Oderland haben ihre Bereitschaft zur Mitarbeit bekundet, um die Verknüpfung mit der sich entwickelnden Infrastruktur an den Bahnhöfen zu unterstützen. Positive Resonanz gab es gleichfalls von Seiten der DB Netz AG, Regionalnetz Ostbrandenburg, und den Vertretern der Gemeinden und der Wirtschaft aus Gorzöw.

Auf der Agenda der Interessengemeinschaft stehen die Bündelung wirtschaftlicher und politischer Interessen, die Begleitung notwendiger Förderanträge und die abgestimmte Entwicklung der Infrastruktur sowie die Vermarktung der Strecke im Interesse der Kunden. „Wir brauchen eine tourismusfreundliche Struktur, ob das die Taktzeiten der Züge sind, ein attraktives Preissystem oder die Mitnahmemöglichkeiten für Fahrräder - der Nutzer der Ostbahn soll im Vordergrund stehen", betonte Geschäftsführer Owczarek von der Westlichen Industrie und Handelskammer Gorzöw.

Der Betreiber der Ostbahn (Regionalbahn RB 26) wird ab Dezember 2006 die Niederbarnimer Eisenbahn Betriebsgesellschaft mbH sein. Das unter dem Dach der Connex- Gruppe arbeitende Unternehmen hatte nach euroweiter Ausschreibung der Länder Brandenburg und Berlin für acht Jahre den Zuschlag bekommen. Die modernen Talent- Triebwagen, produziert von der Firma Bombardier, werden zunächst stündlich zwischen Berlin und dem polnischen Grenzbahnhof Kostrzyn pendeln. Sofern die Voraussetzungen auf polnischer Seite geschaffen werden, wäre die Weiterfahrt der Züge bis in das westpolnische Wirtschafts- und Kulturzentrum Gorzöw mit seinen 126.000 Einwohnern eine realistische Option.

Weitere Infos: www.iovg.de

Frankfurter Institut für umweltorientierte Logistik e.V.

aus SIGNAL 5/2005 (Oktober/November 2005), Seite 24