Brandenburg

Potsdam vertagt Straßenbahn-Neubeschaffung


Bahnkunden-Verband Potsdam-Mittelmark

1. Jan 2006

Nach dem Ausstieg aus dem Vertrag mit Siemens TS über die Lieferung von 48 Straßenbahnen des Typ Combino war die Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH (ViP) bemüht, eine breite Fachöffentlichkeit (mit einem Workshop) und die Fahrgäste (Einbeziehung des Kundenbeirates, Gastfahrzeuge verschiedener Hersteller) zu beteiligen. Aber im September stoppte der Aufsichtsrat die weiteren Aktivitäten zur Beschaffung. Begründet wurde diese Vertagung mit der Ungewissen weiteren Ausreichung von Fördergeldern.

Vertagt auf 2006 wurde die Entscheidung über die bald fälligen Neubeschaffungen für die sanierten Tatra-Straßenbahnen (links). Auf Grund politischer Vorgaben darf es auch keine Combino-Bahn aus dem Hause Siemens mehr sein (rechts). Also bleiben in Potsdam noch einige Jahre beide Fahrzeugtypen in Betrieb. Foto: Alexander Frenzel

Diese Begründung klingt wenig überzeugend, denn die Finanzierung der Beschaffung wird sich bei der aktuellen politischen und finanziellen Situation in Deutschland auf allen Ebenen in den nächsten Jahren nicht verbessern, sondern eher verschlechtern. Zugleich gelangen die Tatra-Straßenbahnen trotz ihrer Restaurierung Anfang der 1990er Jahre langsam aber sicher an das Ende ihrer vertretbaren Nutzungsdauer. So wurde von CKD in Prag die Nutzungsdauer mit 24 Jahren angegeben. Die Unterhaltskosten durch notwendige Reparaturen werden also steigen, weshalb zum Beispiel BVG ihre Tatrastraßenbahnen ersetzen will. Eine Vertagung verursacht also eher Mehrkosten. Außerdem bleiben ohne neue Fahrzeuge die mobilitätseingeschränkten Fahrgäste weiterhin auf eine geringe Anzahl niederfluriger Fahrzeuge angewiesen.

Im Jahr 2006 will die ViP über das Thema Fahrzeug-Neubeschaffung entscheiden. Es bleibt zu hoffen, dass dann die Weichen endlich in Richtung Kauf gestellt werden.

Bahnkunden-Verband Potsdam-Mittelmark

aus SIGNAL 6/2005 (Dezember 2005/Januar 2006), Seite 19