Gutachtenergebnis zugunsten
der Gleichstrom-S-Bahn nach Falkensee
Bund, Berlin und Brandenburg dürfen nicht länger warten
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
1. Mai 2006
Das Gutachten zur S-Bahn-Wiederinbetriebnahme
von Berlin-Spandau nach Falkensee
ist endlich fertig und wird in Kürze vorgelegt.
Das erfreuliche Ergebnis: Der sogenannte
Nutzen-Kosten-Faktor für den Wiederaufbau
liegt mit rund 1,5 deutlich über
dem erforderlichen Wert von 1,1. Deshalb
müssen der Bund und die Länder Berlin
und Brandenburg jetzt alle Signale auf
Wiederaufbau stellen, damit auf der mit dem
Mauerbau 1961 eingestellten Strecke bald
wieder S-Bahnzüge rollen.
Durch die noch immer wachsende Einwohnerzahl
im Raum Falkensee (derzeit 40 000)
und die ab 28. Mai 2006 erneut steigende
Zahl der Fernzüge und schrumpfende Zahl
der Regionalzüge über Berlin-Spandau wird
es immer dringlicher, eine Alternative zum
überlasteten und unregelmäßigen Regionalverkehr
anzubieten.
Der eingleisige Wiederaufbau der S-Bahn
von Spandau nach Falkensee ist Bestandteil
der Finanzierungsvereinbarung zur
weitgehenden Wiederherstellung des
S-Bahnnetzes in seiner Ausdehnung vom
12. August 1961 (siehe Kleine Anfrage auf
Seite 10). Berlin und Brandenburg müssen
nun die Finanzierungszusage des Bundes
einfordern. Zugleich muss das Land Berlin
für die geplanten zusätzlichen S-Bahnhöfe
an Nauener und Hackbuschstraße
Mittel aus dem GVFG-Bundesprogramm
beantragen.
Außerdem müssen Berlin und Brandenburg
in den bevorstehenden Verhandlungen
über die Regionalisierungsmittel die
Kosten für die S-Bahn von Spandau nach
Falkensee geltend machen. Die jahrelangen
Verzögerungen beim Wiederaufbau
dieser S-Bahn, an denen der Bund nicht
unbeteiligt war, dürfen jetzt nicht zum
Verlust der für einen S-Bahnverkehr im
20-Minuten-Takt benötigten Regionalisierungsmittel
führen.
Alle Planungen müssen eine Weiterführung
der S-Bahn über Falkensee hinaus
bis Finkenkrug berücksichtigen, ohne
aber den Wiederaufbau bis Falkensee zu
verzögern.
Günstige Bahnhofstandorte
nötig
Bei einem Wiederaufbau, der in diesem
Falle einem Neubau gleicht, ist es wichtig,
alle Fahrgastpotenziale entlang der Strecke
optimal zu erschließen, insbesondere
die nahe gelegene Großsiedlung Falkenhagener
Feld mit rund 20.000 Einwohnern.
Deshalb ist es nötig,
die Lage der Bahnhöfe der Siedlungsstruktur
anzupassen. Daher hält der Berliner Fahrgastverband
IGEB eine Überarbeitung der
bisherigen Planung für erforderlich:
S-Bahnhof Nauener Straße
Der Bahnhof erschließt das südöstliche
Falkenhagener Feld und die verdichteten
Bereiche um den Brunsbütteler Damm
und sollte wie geplant gebaut werden.
S-Bahnhof Hackbuschstraße
Dieser Bahnhof sollte, anders als vom Berliner
Senat geplant, am Klosterbuschweg
gebaut werden und könnte dann Spektefeld
oder Klosterbuschweg heißen. Er erschließt
das südwestliche Falkenhagener
Feld.
S-Bahnhof Albrechtshof
Der S-Bahnhof sollte im Gegensatz zum
heutigen Regionalbahnhof am Finkenkruger
Weg/Ilsenburger Weg neu
gebaut werden. Er erschließt die Gartenstadt
Staaken und Albrechtshof. Der
R-Bahnhof Albrechtshof am bestehenden
Standort kann dann aufgegeben
werden, zumal Teile des R-Bahnhofs für
den Bau des S-Bahngleises ohnehin abgerissen
werden müssen. Ein östlicherer
S-Bahnhof Albrechtshof liegt zentraler in
der Siedlung als der heutige R-Bahnhof,
der außerdem nur 900 Meter vom Bahnhof
Seegefeld entfernt ist.
S-Bahnhof Seegefeld
Der S-Bahnhof sollte wie geplant anstelle
des heutigen Regionalbahnhofs errichtet
werden. Der R-Bahnhalt entfällt. Erschlossen
werden ein Industriegebiet und die
Siedlung Seegefeld Ost.
S+R-Bahnhof Falkensee
Der S-Bahnhof ist ergänzend zum bestehenden
Regionalbahnhof geplant. Das
S-Bahngleis bekommt nördlich des bestehenden
Regional-Außenbahnsteigs einen
zusätzlichen S-Bahnsteig. Damit kann
man die S-Bahn auf beiden Seiten verlassen:
zur nördlichen Straße mit einem Kombibahnsteig
zu den Bushaltestellen und
auf der Südseite zum bahnsteiggleichen
Übergang zum Regionalexpress. Diverse
städtebauliche Entwürfe dafür liegen
in Falkensee bereits vor (siehe Info am
Schluss).
S-Bahnhof Parkstadt
(Schwarzburger Straße)
Bei Weiterführung der S-Bahn über Falkensee
hinaus, was jetzt nicht Gegenstand
des Gutachtens war, könnte diese
neue Station ein Neubau- und ein Plattenbaugebiet
und die Siedlung Falkenhain
erschließen.
S-Bahnhof Finkenkrug
Hier befindet sich bereits ein Regionalbahnhof
und erschließt den Ortsteil Finkenkrug.
Trasse ist vorbereitet
Das Trasse für ein bzw. zwei zusätzliche Gleise
für die S-Bahn ist vom Abzweig Staakener
Kurve (am Leuthinger Weg) bis Finkenkrug
bereits beim Wiederaufbau der Hamburger
Bahn Mitte der 1990er Jahre komplett mitgebaut
worden. Die Bahndämme sind größtenteils
vorhanden, einige Brückenbauwerke
sind bereits komplett fertig (Falkensee
Poststraße, Bahnhofstraße und Rosenstraße),
alle anderen vorbereitet.
Ein neuer Damm ist in Spandau zwischen
Staakener Straße und Staakener Kurve sowie
in Falkensee zwischen Bahnhof Seegefeld
und dem Dammende bei Seegefeld zu bauen.
Eng wird es nur an der Staakener Straße,
wo die bestehende Stützwand direkt an
den Gehweg grenzt. Eine Verbreiterung der
Bahnfläche auf dem Damm für ein S-Bahngleis
ist technisch problemlos möglich durch
die Überbauung des Gehweges mit einem
Viadukt oder Aufgabe des wenig genutzten
Gehweges an dieser Straßenseite.
Alle S-Bahnzüge werden direkt auf die
Stadtbahn in die Berliner Innenstadt fahren.
Durch Verlängerung der S 75 wird es bis Finkenkrug
einen glatten 20-Minutentakt von 4
bis 1 Uhr geben, ggf. Nachtverkehr alle Stunde.
Der Abschnitt bis Hackbuschstraße bzw.
Klosterbuschweg wird durch die S 9 in der HVZ
einen 10-Minuten-Takt erhalten. Diese Planung
sollte allerdings durch Verlängerung der S9-Fahrten um eine Station
bis Albrechtshof nachgebessert werden.
S-Bahn oder
Regionalbahn?
Nach Bekanntwerden des für die S-Bahn günstigen
Gutachtens wurde im Havelland von verschiedenen
Seiten wieder die Ausweitung des Regionalverkehrs
statt der S-Bahn gefordert. Dabei bleibt
unberücksichtigt, dass eine Finanzierung
durch den Bund nur bei Wiederaufbau der
S-Bahn gewährleistet ist. Außerdem sind die
beiden neuen Bahnhöfe auf Spandauer
Gebiet nur mit einer S-Bahn-Verlängerung
durchsetzbar, nicht mit einer Regionalbahn.
Beide Stationen sind jedoch für einen
attraktiven ÖPNV im westlichen Spandau
unverzichtbar.
Die heute vorhandene Erschließung des
Havellandes mit dem ohne Zweifel attraktiven
RE dient hauptsächlich
der Zentrenverbindung Falkensee/Spandau/Berliner
Innenstadt und schöpft somit nicht alle Potenziale
der Strecke aus, nicht im Land Brandenburg
und schon gar nicht in Berlin. Eine
reine RE/RB-Lösung, also die Beibehaltung
des jetzigen Zustands, wäre für die Mehrheit
der Fahrgäste keinesfalls befriedigend.
Vorteil S-Bahn
Die Verlängerung der S-Bahn von Spandau
nach Falkensee böte den Fahrgästen viele
Vorteile:
Erschließung des Berliner Bezirks Spandau
durch neue S-Bahnhöfe,
Kapazitäts- und Geschwindigkeitssteigerung
auf den Ferngleisen durch Bedienung
der Regionalbahn-Haltepunkte
durch die S-Bahn und damit Reduzierung
derTrassenkonflikte RB/ICE,
Verlässlicher Verkehr im 10- oder 20-Minuten-Takt
auch abends und am Wochenende
an allen Haltepunkten,
Ersatz für den ab Mai 2006 reduzierten RE-Verkehr
in Falkensee und umsteigefreie
Anbindung auf die Stadtbahn,
Aufwertung des heute nicht voll ausgelasteten
S-Bahnastes nach Spandau,
Entlastung der schon heute überfüllten
Regionalzüge,
Aufwertung Falkensees als Umsteigebahnhof
RE/S-Bahn.
Spandau, Falkensee und das Havelland warten
seit der Maueröffnung auf die S-Bahn.
Jetzt muss endlich gehandelt werden! (fm)
Eine ausführliche Fotodokumentation der
Strecke Spandau—Falkensee—Finkenkrug
finden Sie unter www.Stillgelegte-S-Bahn.de
-> Falkensee.
Städtebauliche Entwürfe zum Bahnhof Falkensee
mit S-Bahn gibt es unter
www.Stadt-Falkensee.de -> Stadtentwicklung
-> Städtebaulicher Ideen wettbewerb