Brandenburg
Noch bevor der neue Berliner Nord-Süd-Tunnel in Betrieb ging, warf bereits der nächste Fahrplanwechsel im Dezember 2006 in Brandenburg seinen Schatten voraus. In einer Pressemitteilung kündigte der VBB diverse Abbestellungen beim Regionalverkehr in Brandenburg an, die mit gestiegenen Energiekosten begründet werden.
1. Jul 2006
Mit den Maßnahmen würde der Personenverkehr auf den Abschnitten Werneuchen—Tiefensee und Finsterwalde—Großräschen komplett eingestellt. Man mag dem VBB bzw. dem Land Brandenburg zugute halten, dass man bemüht ist, wirklich nur schwach nachgefragte Leistungen zu streichen. Dennoch bleiben viele Fragen offen.
Zum einen betrifft das die nach diversen Angebotsausdünnungen immer schlechteren Verbindungen in der südlichen Niederlausitz. Richtig ist, dass Senftenberg mit der RB 14 genauso schnell mit Berlin verbunden ist wie mit dem über Umwege fahrenden RE 3. Soll wirklich eine ganze Region weitab von Berlin nur mit Bummelzügen mit der Hauptstadt verbunden sein?
Zum anderen bleibt die Frage nach der Zukunft. Schon oft hat man sich beim Streichen von Bahnstrecken der Salamitaktik bedient. Die Strecken wurden stückchenweise eingestellt. Dieses Mal trifft es nach der Einstellung des Verkehrs zwischen Wriezen und Tiefensee den Abschnitt zwischen Tiefensee und Werneuchen, der zurzeit im Zwei-Stundentakt bedient wird. Wird als nächstes Werneuchen—Blumberg auf der Abschussliste stehen? Ähnliches gilt für den nun als Stummellinie betriebenen Abschnitt Löwenberg—Herzberg. Ist hier auch das Ende vorprogrammiert?
Verwunderlich ist auch die Begründung: die steigenden Energiepreise. Woanders dienen diese nicht als Begründung für Abbestellungen. Ausdrücklich weist der VBB darauf hin, dass die Einsparungen nichts mit der vom Bund geplanten Kürzung der Regionalisierungsmittel zu tun haben. Diese könnten im Land zu sehr drastischen Angebotskürzungen führen. Nach einem Bericht der Märkischen Oderzeitung ist im Endeffekt „alles unterhalb des RE" bedroht, also offensichtlich selbst Strekken wie Berlin—Kostrzyn!
Der Berliner Fahrgastverband IGEB anerkennt, dass es auch nach den erneuten Streichungen im größten Teil des VBB-Gebiets noch immer einen attraktiven Regionalverkehr auf der Schiene gibt. Aber die Art und Weise der angekündigten Kürzungen ist inakzeptabel. Seit Jahren wird vom Land Brandenburg ein Landesnahverkehrsplan angekündigt. Eine öffentliche Diskussion zu dem intern vorliegenden Entwurf wird jedoch mit der Begründung verweigert, es sei noch ein Abgleich mit den neuen Überlegungen in der Landesplanung erforderlich. Zugleich werden ohne öffentliche Diskussion Streichungen vorgenommen. Was ist das für ein Demokratieverständnis? (kut)
(Liniennetzplan siehe SIGNAL 2/2006 , Seite 20)
Die bisher im Zweistundentakt verkehrenden Züge zwischen Wünsdorf und Senftenberg sollen gestrichen werden. Dafür sind einige zusätzliche Züge im Abschnitt Wünsdorf—Elsterwerda in der Hauptverkehrszeit geplant. Zwischen Berlin und Finsterwalde sollen Umsteigeverbindungen mit kurzen Übergangszeiten in Doberlug-Kirchhain eingerichtet werden.
Es sollen die beiden Spätverbindungen Neuruppin—Berlin—Neuruppin sowie am Wochenende der erste Zug von Berlin nach Neuruppin entfallen.
Es soll die Bedienung im Abschnitt Werneuchen—Tiefensee und ein Vormittagszugpaar zwischen Berlin-Lichtenberg und Ahrensfelde eingespart werden.
Einzelne Zugleistungen im Spätverkehr montags bis donnerstags sollen entfallen.
Die Züge sollen auf dem Abschnitt Neuruppin—Herzberg komplett gestrichen werden (dort fährt weiterhin RE6), Herzberg—Löwenberg soll weiterhin bedient werden.
Am Wochenende ist nur noch ein Zweistundentakt für die RB 55-Haltepunkte geplant. Der RE6 fährt weiterhin stündlich.
Es soll das erste Zugpaar am Wochenende entfallen.
Montags bis donnerstags soll das jeweils letzte Zugpaar gestrichen werden.
Das Angebot des Ausflugzuges soll auch im Sommer (wie schon bisher im Winter) auf das Wochenende eingeschränkt werden.
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
aus SIGNAL 3/2006 (Juni/Juli 2006), Seite 11