Brandenburg

Tram 88 erhalten und entwickeln!

Offener Brief an den Kreistag des Landkreises Märkisch-Oderland


Tram 88 e.V., Förderverein der Schöneicher-Rüdersdorfer-Straßenbahn

1. Jul 2006

Der Landrat von Märkisch-Oderland hat die Wirtschaftlichkeit der Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn (SRS) in Frage gestellt und deshalb Überlegungen zur Umstellung auf einen Busbetrieb angebracht. Der unserer Meinung nach bessere Weg ist, die Bahn attraktiver und moderner zu machen, um durch die zusätzlichen Fahrgeldeinnahmen und den Rückgang von Instandhaltungsaufwendungen die Zuschüsse langfristig zu senken. Ein erwogener Busverkehr würde auf dieser Relation eine Spirale aus sinkenden Fahrgastzahlen und steigenden Rohstoffkosten erzeugen. So ist es heute bereits so, dass nach einer Umfrage durch den Busverkehr Märkisch-Oderland, bei der 206 Rüdersdorfer interviewt wurden, rund 45 % die Bahn nutzten und nur 8% Änderungswünsche beim Angebot der SRS haben. Diese Werte werden noch aussagekräftiger, wenn man in Betracht zieht, dass die Bahn maximal Vs der Rüdersdorfer Einwohner erreicht und somit rund 70% derer, die die Möglichkeit dazu haben, die Bahn auch nutzen.

Aus diesen Gründen fordert der Förderverein Tram 88 eine sichere Zukunft der Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn sowie die Prüfung mehrerer Ansatzpunkte, um die Bahn attraktiver und mittelfristig noch wirtschaftlicher zu gestalten.

Schrittweiser Umbau der Infrastruktur

Bedroht. Die Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn verkehrt von Rüdersdorf (Landkreis Märkisch-Oderland) über Schöneiche (Landkreis Oder-Spree) nach Berlin-Friedrichshagen. Märkisch-Oderland will den Betrieb nicht weiter mitfinanzieren und gefährdet damit die Zukunft der gesamten Bahn. Foto: Marc Heller

Hierbei wird der Umbau im Rahmen der notwendigen Instandhaltungsleistungen zu langlebigen Instrumentarien einer gesicherten Zukunft gefordert. Weiterhin muss geprüft werden, inwieweit man durch Innovationen, beispielsweise durch eine Funkansteuerung von Lichtsignalanlagen oder solarautarke Haltestellenanlagen, Kosten einsparen kann. Ebenfalls sollte weiterhin auf robuste und durch eine geringe Reparaturanfälligkeit kostengünstige Technik gesetzt werden.

Anpassungen an moderne Erfordernisse

In diesem Zusammenhang sei neben dem Ausbau des bestehenden Fahrgastinformationssystems insbesondere die Anpassung der Fahrzeuge genannt. Mit der Erhöhung des allgemeinen Altersdurchschnitts muss auch in Rüdersdorf und Schöneiche mehr auf die Erfordernisse der älteren Fahrgäste eingegangen werden. Moderne Niederflurtechnik ist hierbei ein wichtiger Anhaltspunkt, welche nicht zwangsläufig das gesamte Fahrzeug umfassen müsste.

Bessere Verknüpfungen der Verkehrsträger untereinander

Bisher konkurrieren die Verkehrsträger in Rüdersdorf. So befinden sich zwar die Haltestellen von Bus und Straßenbahn beide in der Marienstraße, sie liegen aber so versetzt zueinander, dass der Bus fast mittig zwischen zwei Straßenbahnhaltestellen hält und somit ein mögliches Umsteigen ad absurdum geführt wird. Hier wird mit den aktuellen Planungen bereits eine wesentliche Verbesserung erreicht.

Aber auch der lange angekündigte Umbau des Busbahnhofes in Rüdersdorf würde die Verknüpfung der öffentlichen Verkehrsträger verbessern.

Stärkung der bahnspezifischen Vorteile

Die Straßenbahn bietet im Gegensatz zu einem Busverkehr die Möglichkeit der Fahrradmitnahme. Diese sollte gerade in einer offenen Besiedlung, wie sie in großen Teilen Rüdersdorfs anzufinden ist, beispielsweise in den Ortsteilen Alt-Rüdersdorf, Tasdorf und Berghof, stärker forciert werden. So könnten die Einrichtung von Stellplätzen in und an der Straßenbahn, leichtere Zugänge und eine stärkere Vermarktung der Fahrradzeitkarte auch entferntere Siedlungsgebiete als Einzugsbereich einbeziehen. Weiterhin sollten die Zugbildungsmöglichkeiten einer Straßenbahn genutzt werden, um die Kapazitäten anzupassen und zusätzlichen Aufwand, beispielsweise im Schülerverkehr, zu senken.

Stärkere Nutzung der touristischen Potenziale

Um die Straßenbahn auch in den Schwachlastzeiten besser auszunutzen, schlagen wir die Einführung von Kombitickets beim Museumspark sowie bei Veranstaltungen im Rüdersdorfer Kulturhaus vor. Des Weiteren sollten der Tramwanderweg und weitere kulturelle Einrichtungen besser im Großraum Berlin vermarktet werden. Auch ein Konzept zur Ausweitung der Tramtouren der Woltersdorfer Straßenbahn auf die Gleise der Tram 88 sollte angeschoben werden.

Mit der langfristigen Umsetzung einiger dieser Maßnahmen kann die Straßenbahn ihre Potenziale erhöhen und somit gesichert in eine Zukunft über das 100-jährige Bestehen hinaus fahren sowie das Rückgrat einer sich entwickelnden Region bilden. Aus diesen Gründen fordern wir Sie, den Landkreis und alle weiteren Beteiligten auf, sich für die Entwicklung der Tram 88 einzusetzen.

Tram 88 e.V., Förderverein der Schöneicher-Rüdersdorfer-Straßenbahn

aus SIGNAL 3/2006 (Juni/Juli 2006), Seite 11-12