Der Bahnhofsvorsteher informiert

EBE-Falle BahnCard im VBB

Die Jugend darf voll zahlen, ABC-Kartenkäufer auch!


Berliner Fahrgastverband IGEB

23. Aug 2013

Im Tarif des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg gibt es eine Kooperationsregelung, mit der man als Besitzer einer Bahn-Card eine VBB-Einzel- oder Tageskarte zum Ermäßigungstarif kaufen kann. Eine gute Sache, findet der Berliner Fahrgastverband IGEB, wenn es da nicht folgende Ausnahmen gäbe:

Jugendliche Fahrgäste

Für Jugendliche bietet die Deutsche Bahn eine spezielle Jugend BahnCard 25 an, die preislich günstiger ist als für Erwachsene und eine längere Geltungsdauer hat. Das ist auch vernünftig,

ANZEIGE

da Jugendliche unter 18 Jahren meist kein eigenes Einkommen haben oder ggf. nur ein geringes Auszubildendenentgelt erhalten. Genau diese einkommensschwachen VBB-Kunden dürfen keine ermäßigten VBB-Tickets kaufen. So beklagt eine Mutter aus Buckow (MOL) gegenüber der IGEB, dass sie für ihre 15-jährige Tochter, wenn diese zur Oma nach Berlin will, 13 Euro für eine Tageskarte zahlen muss, wogegen sie selbst dank BahnCard zum Kindertarif für nur 9,60 Euro in die Hauptstadt fahren kann.

Fahrgäste mit Tageskarte VBB-Gesamtnetz

Im VBB-Tarif gibt es diverse verwirrende Ausnahmen. So gilt die Regelung, als Inhaber einer DB-BahnCard den 25 Prozent billigeren Ermäßigungsfahrschein nutzen zu dürfen, nicht für Jugendliche, die die spezielle Jugend-BahnCard 25 haben. Sie zahlen dadurch teilweise mehr als Erwachsene, die mit einer „normalen“ BahnCard 25 unterwegs sind. Foto: Marc Heller, April 2013

Eine BahnCard-Ermäßigung auf VBB-Tageskarten gibt es nur, wenn der Reisende zwischen zwei Orten hin und her fahren möchte und eine für den üblichen Laufweg gültige Karte löst. Die VBB-Gesamtnetz-Karte, die das uneingeschränkte Kreuzundquer- wie auch Rundrumfahren ermöglicht, ist davon ausgeschlossen.

Fahrgäste innerhalb der Stadtzonen

Fahrgäste, die sich jeweils ausschließlich in den ABC-Zonen von Berlin, Brandenburg (Havel), Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam oder in Städten mit Stadtlinienverkehr bewegen, erhalten mit ihrer BahnCard dort keinen Rabatt. Nur wenn das Ticket mindestens eine Zone außerhalb der Stadtgebietszonen beinhaltet, greift die Ermäßigung. Ein Beispiel: Von Werder (Havel) nach Berlin Zoo (Berlin ABC) kostet eine Tageskarte 7 Euro ohne Ermäßigung. Beginnt man seine Fahrt eine Station weiter in Groß Kreutz (außerhalb von Berlin ABC), dann greift die BahnCard-Ermäßigung. Der Fahrgast zahlt für die ermäßigte Tageskarte nur 6 Euro statt 8 Euro.

Ausnahmen wenig bekannt

Kaum ein Fahrgast kennt alle diese Ausnahmen. Die Folge: Bei einer Fahrkartenkontrolle werden die treuen Bahnkunden zur Kasse gebeten, und ein Erhöhtes Beförderungsentgelt (EBE) von 40 Euro für das Fahren ohne gültigen Fahrausweis ist fällig.

Als im Dezember 2012 für Berlin die „BahnCard 25 mobil plus“ eingeführt wurde, bestand die Hoffnung, dass mit dem höheren Kaufpreis von 79 Euro dann wenigstens für Berlin ABC der Ermäßigungstarif erhältlich wäre. Leider erfüllte sich diese Hoffnung nicht, denn durch diese spezielle BahnCard sollen lediglich neue Kunden zu den DB-eigenen Auto- und Fahrrad-Vermietungen gelockt werden.

Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg auf, die verwirrenden Ausnahmen abzuschaffen und alle BahnCards vollumfänglich für alle Tarifzonen anzuerkennen. Insbesondere die Benachteiligung der Jugendlichen – der VBB-Stammkunden von morgen – muss ein rasches Ende finden! (BfVst)

Berliner Fahrgastverband IGEB

aus SIGNAL 4/2013 (September 2013), Seite 11