Brandenburg
Parallelverkehr auf der gesamten Berliner Stadtbahn: Fünf S-Bahn- und vier RE-Linien fahren hier nicht nur parallel nebeneinander, sondern haben auch noch viele gemeinsame Halte. Die Fahrzeitunterschiede sind minimal. Niemand in Brandenburg und Berlin stellt diese Parallelverkehre infrage.
19. Okt 2011
An zahllosen Stellen wird das geduldet, was woanders vehement als schlecht abgelehnt wird. Andererseits ist aus beiden Ländern gebetsmühlenartig zu hören, dass Parallelverkehr sinnlos, Geldverschwendung pur und deshalb überflüssig sei. Parallelverkehr ist aber per se nichts Schlechtes. Es kommt auf den Einzelfall an, ob er sinnvoll ist. Doch in der politischen Diskussion wird das Schlagwort „Parallelverkehr“ immer wieder als Bollwerk gegen eine inhaltliche Auseinandersetzung missbraucht.
So bleiben beide Länder die Erklärung dafür schuldig, warum es keine S-Bahn zwischen Blankenfelde und Rangsdorf parallel zum Regionalverkehr geben darf, wenn doch das Land Brandenburg ab Dezember 2012 mit vielen Millionen einen Parallelverkehr des Regionalverkehrs zur S-Bahn zwischen Potsdam Hauptbahnhof und Friedrichstraße finanziert: die Verlängerung von RB 21 und RB 22 von Potsdam nach Berlin. Hier heißt es, dass das Fahrgastaufkommen dies erfordere – plötzlich keine pauschale Ablehnung mehr mit dem Hinweis auf teuren und sinnlosen Parallelverkehr.
Andererseits weigert sich Berlin zur Kenntnis zu nehmen, dass täglich auch tausende Berliner für die Fahrt innerhalb der Stadtgrenzen die Regionalzüge nutzen, und lässt Brandenburg Regionalzugverkehr innerhalb Berlins wie die genannte Angebotsausweitung zwischen Potsdam und Berlin allein bezahlen, weil es Parallelverkehr zur S-Bahn sei.
Dieses Argumentieren je nachdem, wie es gerade gebraucht wird, zeigt nur, wie weit beide Länder immer noch davon entfernt sind, die Fahrgastinteressen in den Mittelpunkt zu stellen.
Ergeben Untersuchungen wie in den Fällen Falkensee und Velten, dass finanziell und umweltpolitisch parallel fahrende S-Bahn- und Regionalzüge durchaus Sinn machen, dann muss dieses Ergebnis auch umgesetzt werden.
Deutscher Bahnkunden-Verband, Landesverband Berlin-Brandenburg
aus SIGNAL 4/2011 (Oktober 2011), Seite 16