Fernverkehr

Sitzplätze in DB-Fernverkehrszügen – knapp und teuer


Deutscher Bahnkunden-Verband

19. Okt 2011

Die Möglichkeit der Sitzplatzreservierung in Fernverkehrszügen ist ein wesentlicher Bestandteil für komfortables und entspanntes Reisen. Dies gilt keinesfalls nur für die Spitzenzeiten am Wochenende oder zu Zeiten der Schulferien. Für Familien bzw. Kleingruppen ist eine Platzreservierung praktisch unverzichtbar, da in diesen Fällen zusammenhängende Sitzplätze – möglichst auch mit Tisch – benötigt werden. Vor dem Hintergrund eines bereits seit Jahren von spürbaren Fahrzeugengpässen gekennzeichneten Angebots des Geschäftsfeldes DB Fernverkehr ist aber selbst für Einzelreisende eine Sitzplatzreservierung praktisch unerlässlich, wenn man sich unnötigen Stress bei der Sitzplatzsuche und im ungünstigen Fall einen „Stehplatz“ in den Zügen sicher ersparen will.

Unverständlich ist angesichts solcher Rahmenbedingungen leider die Preispolitik der Deutschen Bahn, die die bestehenden Engpässe noch kräftig ausnutzt. Folgende Preise gelten derzeit für die Einzelreservierung einer einfachen Fahrt einschließlich einer Anschlussreservierung (Anschlussreservierung aber kostenpflichtig bei ICE-Sprinter):

Für eine Familienreservierung ergeben sich aktuell folgende Kosten:

Sitzplatzreservierungen können in Großbritannien kostenlos vorgenommen werden – deutlich kundenfreundlicher als bei der DB.

Besonders dreist sind dabei die Reservierungskosten, die z. B. im Reisezentrum anfallen. Hinzu kommt die unübersichtliche, komplizierte Tarifstruktur allein bei einer simplen Platzreservierung! Die Deutsche Bahn hat hier zwar jetzt reagiert: Ab 11. Dezember 2011 kosten Sitzplatzreservierungen einheitlich 4 Euro, sowohl für die erste als auch die zweite Klasse – und zwar unabhängig von dem gewählten Verkaufssystem. So erfreulich diese Vereinheitlichung ist, so unverschämt ist das Preisnivaeu.

Abgesehen von dieser Tatsache bleibt aber festzuhalten: Beim Auto als dem Hauptkonkurrenten des Schienenverkehrs ist der Sitzplatz immer garantiert – und zwar ohne jegliche (und deutliche) Zusatzkosten! Daran muss sich jeder Wettbewerber eigentlich orientieren. Es besteht also unverändert Handlungsbedarf!

Dass es auch im Schienenverkehr anders geht, beweist Großbritannien in vorbildlicher Weise. Dort sind Platzreservierungen (bei Vorlage einer Fahrkarte auch nachträglich) kostenfrei – u. a. beim personenbedienten Verkauf im Reisezentrum! In dieser Form ist das Angebot kundenfreundlich und nachahmenswert!

Deutscher Bahnkunden-Verband

aus SIGNAL 4/2011 (Oktober 2011), Seite 21