Stadtverkehr
Der Helsingforser Platz und die Marchlewskistraße in Friedrichshain wurden umgebaut, wodurch die Buslinie 347 eine neue Streckenführung erhalten konnte. Damit wurde die Voraussetzung für die Umgestaltung der Warschauer Straße geschaffen.
13. Okt 2014
Direkt neben der Warschauer Brücke liegt der eher unbekannte Helsingforser Platz. Doch für den ÖPNV spielt er eine wichtige Rolle. Mitten über den Platz führt die Wendeschleife der Straßenbahnlinie M 13 und nachts endet hier die anstelle der U 1 fahrende Buslinie N1.
Der einstige Verkehrsplatz in Dreiecksform mit grüner Mittelinsel samt Straßenbahngleis wurde zu einem modernen Stadtplatz umgestaltet. Die Helsingforser Straße wurde am Südschenkel für den wenigen Autoverkehr gesperrt und der Schenkel der Revaler Straße zur Anbindung der Helsingforser Straße in einen verkehrsberuhigten Bereich umgewandelt. Der dritte Schenkel behielt seine
Verkehrsfunktion, die einst isolierte Mittelinsel soll in der nun eher kargen Gestaltung an die nordische Lage der namensgebenden Stadt erinnern. Das Straßenbahngleis führt auch weiterhin mitten über den Platz, doch wirkt es dabei weder störend noch trennend, ist aber dennoch auffällig genug, um wahrgenommen zu werden. Kurzum: Eine gelungene Integration.
Neugestaltet wurde auch die angrenzende Marchlewskistraße, durch die nun die Buslinie 347 auf kompletter Länge fährt. Die Bushaltestellen sind als direkt anfahrbare Haltestellenkaps ausgeführt, so dass der Bus nicht mehr in eine „Parklücke“ einlenken und an den Bordstein heranfahren muss. Dadurch kann die freizuhaltende Fläche verkürzt werden und ein Zuparken der Haltestelle wird unterbunden. Mit der neuen Haltestelle Pillauer Straße wird das Wohngebiet deutlich besser erschlossen und die Dathe-Oberschule hat nun direkt vor dem Schultor eine Haltestelle.
Die neue Linienführung wirkt: Die Auslastung der Busse ist auch auf dem Abschnitt nördlich des S-Bahnhofs Warschauer Straße angestiegen.
Mit einer Weiterführung vom U-Bahnhof Weberwiese über die Straße der Pariser Kommune zum Platz der Vereinten Nationen könnte eine weitere Schule angeschlossen und eine derzeit fehlende Querverbindung zum Volkspark Friedrichshain ohne Mehraufwand hergestellt werden. Als Kompensation für den Abschnitt zwischen Weberwiese und Ostbahnhof könnte die Linie 142 zu den Betriebszeiten der Linie 347 über Franz-Mehring-Platz als Schleifenfahrt über Rüdersdorfer Straße, Fredersdorfer Straße und Marchlewskistraße zum U-Bahnhof Weberwiese verlängert werden. Da die Busse jetzt schon eine 1,1 km lange fahrgastfreie Schleifenfahrt nördlich vom Ostbahnhof durchführen, wäre der Mehraufwand für 1,9 km Fahrgastfahrt verhältnismäßig gering.
Die neue 347er-Linienführung ermöglicht nun den lange geplanten Umbau der Warschauer Straße zwischen dem gleichnamigen S-Bahnhof und dem Frankfurter Tor. Während der Bauarbeiten steht je Fahrtrichtung nur eine Spur zur Verfügung, so dass der Bus im Stau gestanden hätte. Nun begrenzt sich die Staugefahr auf den Abschnitt zwischen Stralauer Allee und Helsingforser Straße, von dem ohne Abmarkierung auch die Straßenbahnlinie M 10 betroffen ist.
Künftig soll die Warschauer Straße neben zwei Fahrspuren pro Richtung auch einen Angebotsstreifen für Radfahrer und einen breiteren Fußweg aufweisen. Der Platzgewinn wird erreicht, indem Parkplätze in die umliegenden Straßen verlagert werden. Für den Lieferverkehr werden Lieferzonen bereitgestellt, wodurch die Lieferfahrzeuge dann weder Rad- noch Fußwege blockieren sollen. An der Kreuzung Kopernikusstraße/Warschauer Straße wird die derzeit fehlende südliche Fußgängerfurt ergänzt.
Eine Zusammenlegung und Verschiebung der Haltestelle Revaler Straße ist bisher nicht vorgesehen, könnte aber mit einer Verlängerung der M 13 zum U-Bahnhof Warschauer Straße und dem damit verbundenen Einsatz von Zweirichtungsstraßenbahnen erfolgen. Diese Fahrzeugumstellung sollte sowieso schnellstmöglich erfolgen, da die rechtsseitigen Haltestellen am Frankfurter Tor abgerissen werden sollen und die M 13 dort dann, im zuletzt gar nicht so seltenen Umleitungsfall, ohne Halt und Anschluss zur U 5 durchfahren müsste. Es bleibt zu hoffen, dass der Betriebsleiter Straßenbahn im Sinne der Fahrgäste und Betriebssicherheit interveniert, um Abriss und Fahrzeugumstellung in zeitlichen Einklang zu bringen.
Bisher nicht in den direkten Umbauplänen enthalten ist die dringend notwendige Verlegung der Bushaltestelle Grünberger Straße/Warschauer Straße der Linie 240. Nach der Umlegung der Linie 347 könnte diese nun auch in Fahrtrichtung Storkower Straße direkt hinter die Kreuzung gelegt und damit die Umsteigewege verkürzt werden. Derzeit liegt sie in einer „Parklücke“ etwa 100 Meter von der Kreuzung entfernt und ist häufig zugeparkt. (ge)
IGEB Stadtverkehr
aus SIGNAL 5/2014 (Oktober/November 2014), Seite 16