Fernverkehr

Änderung zum Kleinen Fahrplanwechsel: Neubaustrecke Berlin — Hannover in Betrieb

Nach knapp sechs Jahren Bauzeit wurde die Neu-/Ausbaustrecke Berlin-Hannover am 27. September 1998 in Betrieb genommen. Dadurch konnten erhebliche Verbesserungen im Bahnverkehr von/nach Berlin realisiert werden. Sämtliche Züge der ICE-Linie 10 werden über die neue Strecke geführt, das Zugangebot wurde zwischen Berlin und Düsseldorf auf einen Ein-Stunden-Takt verdichtet.


IGEB
Abteilung Fernverkehr

1. Nov 1998

Insgesamt verkehren seit Ende September zwischen Berlin und Düsseldorf 17 Zugpaare pro Tag, zuvor neun, und alle zwei Stunden verkehrt weiterhin der Flügelzug Richtung Köln/Bonn mit der Zugteilung in Hamm.

Die Fahrzeit zwischen Berlin Zoologischer Garten und Hannover Hbf wurde auf 1:47 Stunden reduziert. Auch ein Großteil der Züge der ICE-Linie 6 (Berlin—Frankfurt/Main - München wird nun über die Schnellfahrstrecke geführt, da die Weddeler Schleife als Verbindung zur Hochgeschwindigkeitsstrecke Hannover- Würzburg via Braunschweig vorfristig fertiggestellt werden konnte.

Die Fahrzeit zwischen Berlin Zoologischer Garten und Frankfurt/Main verkürzt sich auf diese Weise auf 4:04 Stunden. Neu eingerichtet wurden zwei ICE-Zugpaare (Sprinter) zwischen Berlin und Frankfurt/Main mit einer Fahrzeit von 3:49 Stunden, gerechnet ab Berlin Zoologischer Garten (Verkehrszeit montags bis freitags).

ICE im Bf Berlin-Spandau. Foto: Christian Schultz, 1998

Über Potsdam und Magdeburg verkehren weiterhin drei Zugpaare der ICE-Linie 6. Zusätzlich werden in dieser Relation täglich vier weitere ICE-Zugpaare zwischen Berlin Ostbahnhof und Braunschweig angeboten, wobei in Braunschweig Anschlüsse an die ICE-Züge Richtung Frankfurt/Main und München bestehen. Stendal wird durch jeweils zwei Tagesrandhalte - morgens und abends - mit der ICE-Linie 10 an das Hochgeschwindigkeitsnetz angebunden.

Auch die Züge der InterRegio-Linie Berlin - Schiphol werden seit 27. September 1998 über die Neu-/Ausbaustrecke Berlin- Hannover geführt. Neue Systemhalte sind Berlin-Spandau, Rathenau, Stendal und Wolfsburg.

Erwartungsgemäß sind mit Inbetriebnahme der Schnellfahrstrecke Berlin - Hannover deutlich attraktivere Reisezeiten realisiert worden als bislang. Nicht unerwähnt sei allerdings, daß sich die Bahn den Zeitvorteil auch mit höheren Tarifen bezahlen läßt. Während beispielsweise die einfache Fahrt mit dem ICE (2. Klasse) von Berlin nach Hannover über Potsdam und Magdeburg 88,- DM kostete, so sind es nun über die kürzere Schnellfahrstrecke 96,- DM. Bemerkenswert ist an der Tarifgestaltung, daß der Zeitvorteil beim teureren ICE in dieser Relation gerade einmal sechs (!) Minuten ausmacht. Hier rächt sich die zur Zeit nur eingeschränkte Einsatzfähigkeit der ICE2-Steuerwagen. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit ist auf 200 km/h begrenzt, falls diese an der Zugspitze laufen. Um einen reinen Ein-Stunden-Takt auf der Ost-West-Strecke anzubieten, bildete diese Geschwindigkeit auch die Grundlage bei der Fahrplangestaltung.

Deutlich wird dies auch anhand des wirzeitvergleichs zwischen Berlin Zoologischer Garten und Wolfsburg:

ICE-Linie 6 (mit ICE 1): 58 min
ICE-Linie 10 (mit ICE 2): 71 min.

Positiv fällt bei der Fahrplangestaltung auf, daß sich die DB AG bezüglich der Anbindung von Potsdam und Magdeburg bemüht hat, einen Ausgleich für die Verlagerung des ICE-Verkehrs auf die Schnellfahrstrecke zu schaffen. Unbefriedigend am aktuellen Fahrplan bleibt dagegen weiterhin, daß die Züge der InterRegio-Linie 34 (Rostock-Berlin-Chemnitz) noch immer nicht kundenfreundlich über die Stadtbahnstrecke geführt werden; insbesondere vor dem Hintergrund drohender Einschränkungen bei diesem Zugsystem ist dies eine fatale Entscheidung. Der Korrespondenzhalt in Berlin-Schönefeld mit der InterRegio-Linie 36 (Stralsund-Berlin-Frankfurt/Main) ist dafür ein schlechter Ersatz.

IGEB
Abteilung Fernverkehr

aus SIGNAL 8-09/1998 (November 1998), Seite 26-27